Femminile, Plurale: Vom 7. bis 10. April im Klick und Kant Kino


Frauen-Filmemacherinnen aus Italien

Zum ersten Mal findet dieses Jahr vom 7. bis 10. April in den zwei Berliner Kinos Klick und Kant ein Festival statt, das italienischen Regisseurinnen gewidmet ist. „Femminile, Plurale“ lautet der Name, weiblich, Mehrzahl, und will sagen: Ja, es gibt sie, die weiblichen Filmemacherinnen und nicht nur vereinzelte. Sie sind da und haben eine starke Stimme, die gehört werden will.

Insgesamt präsentiert das Festival eine Auswahl aus elf Filmen, die zwischen 2011 und 2021 entstanden sind. Alles Beiträge, die existentielle Dramen aus der weiblichen Perspektive erzählen, sich mit gesellschaftlichen Normen im italienischen oder internationalen Kontext beschäftigen und sowohl ganz realistisch als auch parabelhaft sich für die Emanzipation der Frau einsetzen. In den Filmen geht es aber auch um das allgemeine Aufbrechen patriarchalischer Strukturen, die Sexualität und Selbstbestimmung aller nicht den klassischen Familien- und Lebensvorstellungen folgenden Personen unterdrücken.

So ist Laura Bispuris VERGINE GIURATA (SWORN VIRGIN) von 2015, der das Festival am 7. April (um 20:30 Uhr im Kant Kino) eröffnet, gleich ein Plädoyer für sie alle. In den meisten Filmen geht es um Solidarität, denn eins sollte klar sein, der Kampf ist der von vielen und er braucht alle, um gewonnen zu werden. Auffällig ist bei den ausgewählten Beiträgen eine Tendenz ins Dramatische zu gehen, im Ernsthaften zu bleiben. Die Bilder sind oft entsprechend in gedeckten Farben gehalten, haben eine eher naturalistische Ästhetik, den Darstellerinnen wird viel Raum zur Entfaltung gelassen.

Von den elf Filme sind neun Spiel- und zwei Dokumentarfilme. Ergänzt wird das Programm darüber hinaus mit einem Film von Lina Wertmüller (I BASILISCHI – DIE BASILISKEN, 1963), um die 2021 verstorbene Regisseurin zu ehren und mit dem Stummfilm FANTASIA ‚E SURDATE (DIE PHANTASIE DES SOLDATEN) von 1927 für den Elvira Notari geschrieben und inszeniert hat. Notari gilt als erste Filmemacherin Italiens.

Teresa Vena

FEMMINILE, PLURALE findet vom 7. bis 10. April im Klick und Kant Kino in Berlin statt.

Hier ein paar Empfehlungen aus dem Programm:

VERGINE GIURATA

Darum geht es:
Hana wächst im ländlichen Albanien auf, in dem sehr strenge Geschlechterrollen gelebt werden. Die Einschränkungen, die ihr als junge Frau auferlegt werden, möchte sie nicht akzeptieren und eckt bei allen damit an. Der einzige Ausweg ist, als Mann zu leben, aber dafür muss sie sich verpflichten, jeglicher Sexualität abzuschwören. Jahre nachdem sie sich aus den Augen verloren haben, besucht sie ihre Schwester in Rom – als Onkel „Mark“. Erinnerungen an damals kommen wieder auf und gleichzeitig bahnt sich, im Kontakt mit der selbstbewussten jungen Nichte, eine verspätete Emanzipation bei Hana an.

Was du zum Film wissen musst:
Die Hauptrolle in diesem Langspielfilmdebüt von Laura Bispuri übernimmt Alba Rohrwacher, die seitdem in vielen einprägsamen Rollen zu sehen war. In einer Nebenrolle tritt auch Lars Eidinger auf. Sowohl VERGINE GIURATA als auch Laura Bispuris zweiter Filme FIGLIA MIA (2018), in dem auch Rohrwacher die Protagonistin spielt, liefen an der Berlinale im Wettbewerb. Die Regisseurin wird zur Eröffnung des Festivals anwesend sein.

MATERNAL

Darum geht es:
Die junge Nonne Paola kümmert sich um ledige Mütter, die in einem argentinischen Kloster Zuflucht suchen. Einige von ihnen fällt es schwer, sich an die strengen moralischen Regeln zu halten. Paola fühlt mit ihnen, aber noch mehr für ihre Kinder, zu denen sie eine intensive Verbindung aufbaut, die über die Fürsorge als Nonne hinausgeht. Vielmehr wächst in ihr der Wunsch selbst Mutter zu sein, was sie vor eine existentielle Entscheidung stellen wird.

Was du zum Film wissen musst:
MATERNAL von 2019 ist das Spielfilmdebüt der in Bozen geborenen Regisseurin Maura Delpero. Sie hat bereits mehrere Dokumentarfilme gedreht. Mit MATERNAL hat sie an internationalen Festivals teilgenommen und verschiedene Preise erhalten. Delpero ist zudem Trägerin des Woman in Motion Young Talent Awards 2020 des Cannes Film Festivals.

NORMAL

Darum geht es:
Es braucht keine Erklärungen noch spezifische Überleitungen: Die Bilder, die der Film aus seinem Umfeld einfängt und nebeneinander komponiert, zeichnen ein teils ironisches, teils ernstes Bild unserer Gesellschaft und ihren Vorstellungen von Männern und Frauen, von ihren Rollen, ihren Pflichten und ihrem tatsächlichen Verhalten. Durch die präzise Form, die feste Kamera, die originelle Tonebene, präsentiert Adele Tulli einen Dokumentarfilm, an der Grenze zur Fiktion.

Was du zum Film wissen musst:
2019 wurde NORMAL im Panorama der Berlinale präsentiert sowie auf weiteren internationalen Festivals. Er hatte einen regulären Kinostart in Deutschland. Tulli ist Filmemacherin und Filmwissenschaftlerin und forschte zu subversiver Filmästhetik im queeren und feministischen Kontext.