Portuguese Cinema Days in Berlin 2024
Es gibt viele Länder, deren Filme es kaum in die deutschen Kinos schaffen. Portugal gehört dazu. Dementsprechend sind die Berührungspunkte mit portugiesischen Filmen hierzulande eher gering. Wer aber einmal portugiesisches Kino erleben möchte, findet im November in Berlin die Portuguese Cinema Days im Kino Moviemento. Organisiert werden die Tage vom Verein 2314 – Portugiesischer Kulturverein in Berlin e.V. in Kooperation mit dem Kino Moviemento. Die einzelnen Vorführungen stehen jeweils unter einem Motto. Die nächste Gelegenheit, ein Screening zu besuchen, bietet sich am Montag, 18. November. Unter dem Motto „Revolution, revolutions“ werden zwei Dokumentarfilme gezeigt, die sich mit der Nelkenrevolution von 1974 auseinandersetzen. Dieser politische Umsturz, der Portugal zur Demokratie führte, wird in vielen Filmen der Portuguese Cinema Days thematisiert. Auch Besucher*innen, die bislang nur wenig Berührungspunkte mit der portugiesischen Geschichte hatten, können sich durch dieses Programm gesellschaftlich relevanter Filme einen Eindruck davon machen, welche gesellschaftlichen Themen in Portugal eine Rolle spielen und durch die Filme verhandelt werden. Es sind oft schwere Filme, die auf Missstände hinweisen, von Widerstand, Exil und Revolution handeln und nah bei den Protagonist*innen bleiben. Diese Schwere wird aber auch durchbrochen, zum Beispiel durch warmherzige Elemente wie in dem Dokumentarfilm AT THE TABLE OF POPULAR UNITY (2024, Portugal/Mosambik) von Isabel Noronha e Camilo de Sousa, der am Mittwoch, 20. November, gezeigt wird.
Hier weitere Tipps aus dem Programm.
ALCINDO
Darum geht es:
Unter dem Motto „Identities“ wird unter anderem der Dokumentarfilm ALCINDO gezeigt, der einen rassistischen Übergriff vom 10. Juni 1995 in Portugal thematisiert. Dort zog eine Gruppe portugiesischer Ethnonationalisten durch die Straßen des Lissabonner Stadtteils Bairro Alto und verprügelte schwarze Mitbürger. Insgesamt verletzten sie 11 Menschen, einen davon tödlich: Alcindo Monteiro. Er wurde nur 27 Jahre alt.
Rassismus ist auf der ganzen Welt allgegenwärtig. Es ist wichtig, sich dies immer wieder vor Augen zu führen und der Opfer rassistischer Hassverbrechen zu gedenken. Dieser Film leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass dieses brutale Verbrechen nicht in Vergessenheit gerät.
Was du zum Film wissen musst:
ALCINDO von Miguel Dores stammt aus dem Jahr 2021 und gewann im selben Jahr den Publikumspreis bei Doclisboa, dem ältesten Filmfestival Portugals sowie den Hauptpreis beim Filmfestival Caminhos do Cinema Português. Es ist sein bisher einziger Film.
Termin bei den Portugese Cinema Days in Berlin 2024
Montag, 25. November 2024, 19:30 Uhr, unter dem Motto „Identities“
FOGO NO LODO (eng: FIRE IN THE MUD)
Darum geht es:
Der Staat Guinea-Bissau an der Westküste Afrikas stand lange unter portugiesischer Kolonialherrschaft. Seit 50 Jahren ist er unabhängig, erkämpft in einem Kolonialkrieg, der von 1963 bis 1974 dauerte. Der Dokumentarfilm FOGO NO LODO (2023) erzählt auf ruhige und poetische Weise von diesem Krieg und zeigt die starke Spiritualität der Bevölkerung, aus der sie Kraft schöpft.
Was du zum Film wissen musst:
Die Regisseurin Catarina Laranjeiro war bereits 2009 in Guinea-Bissau und lernte dort die Kreolsprache, die 60 Prozent der Einwohner*innen beherrschen. Ihr Mann Daniel Barroca, der ebenfalls am Film mitwirkte, hat auch einen persönlichen Bezug zum Thema. Sein Vater war Soldat in der portugiesischen Armee während des Unabhängigkeitskrieges.
Termin bei den Portugese Cinema Days in Berlin 2024
Mittwoch, 27. November, 19:30 Uhr, unter dem Motto „Guinea-Bissau: 50 years of independence“
TOMMY GUNS (orig.: Nação Valente)
Darum geht es:
TOMMY GUNS spielt 1974 in Angola, im dreizehnten Jahr des Kolonialkrieges. Der afrikanische Staat stand von 1926 bis 1975 unter portugiesischer Kolonialherrschaft. Der bildgewaltige Film erzählt poetisch und voller Esprit zwei Geschichten in dieser gefährlichen und schwierigen Zeit: Ein Stammesmädchen verliebt sich in einen Soldaten, und eine Gruppe junger portugiesischer Soldaten sieht sich pausenlos mit Hindernissen und unglaublichen Begegnungen konfrontiert. TOMMY GUNS überzeugt durch eine packende Erzählweise und surreale Momente.
Was du zum Film wissen musst:
Carlos Conceiçãos überaus gelungener zweiter Spielfilm TOMMY GUNS (2023) lief auf zahlreichen Festivals und gewann in Locarno 2022 den Preis „Europa Cinemas Label.“ Derzeit arbeitet er an BODYHACKERS, einem Body Horror Film.
Termin bei den Portugese Cinema Days in Berlin 2024
Freitag, 29. November, 19:30 Uhr, unter dem Thema „Wounds of War“