„Ameer got his gun“ von Naomi Levari


Armeer got his gun": Der Versuch, ein stolzer Araber und gleichzeitig ein überzeugter Israeli zu sein.

Armeer got his gun": Der Versuch, ein stolzer Araber und gleichzeitig ein überzeugter Israeli zu sein.

Ameer Abu-Ria ist 18 Jahre. Er lebt in Sakhnin, im Norden Israels und ist Araber. Genauer, einer von 20 arabischen Israelis, die sich jedes Jahr freiwillig zum Militärdienst melden. Denn eigentlich sind arabische Israelis vom Militärdienst befreit. Sie gelten als mögliches Sicherheitsrisiko. Ameers Vater und sein Großvater haben bereits in der israelischen Armee gedient, auch seine Onkel. Dafür wurde die Familie in ihrer Heimatstadt beschimpft, geächtet und angegriffen. Dennoch möchte Ameer die Familientradition fortsetzen. Schließlich will er zu dem Staat, in dem er aufgewachsen ist, dazugehören, und das geht vor allem über die Armee.  Während sein Vater möchte, dass er in eine kämpfende Einheit geht, damit aus ihm, dem Jungen, nach drei Jahren Dienst ein ganzer Mann wird, entscheidet sich Ameer lieber für den Grenzschutz.

Die junge Filmemacherin Naomi Levari beleuchtet einfühlsam Ameers Versuch, ein stolzer Araber und gleichzeitig ein überzeugter Israeli zu sein. Der Dokumentarfilm beeindruckt dabei vor allem durch die präzise Beobachtung und unaufdringliche Kamera. Ob es Gespräche im Olivenhain mit seinem Vater über Krieg und die Zukunft sind oder der verführerisch aussehenden Salat, den Ameers Mutter zubereitet, während sie über ihre Sorge um ihn spricht, stets ist die Kamera dabei und fängt intime Momente ein.  Erstaunlicherweise ist es Naomi Levari gelungen, auch in der Kaserne zu filmen. So bekommen wir einen seltenen Blick hinter die Kulissen des Trainingsalltags: Neben den Sport- und Schießübung, Mahlzeiten und Pausen, erlebt man den teilweise unverhohlenen Rassismus einiger Rekruten. Auch in Hebron, wo Ameer seinen ersten Dienstort hat, ist die Kamera stets beobachtend dabei.

Leicht hat Ameer es nicht. Überall stößt er an gesellschaftliche Grenzen. In seiner Heimatstadt Sakhnin wird er, genau wie sein Vater, als Verräter beschimpft. Und obwohl er unter seinen Kameraden beliebt ist, geben ihm seine neuen israelischen Freunde klar zu verstehen, dass sie ihn nie in seiner Heimatstadt besuchen würden. Das sei „viel zu gefährlich“.  Auch nicht ein Spiel der Fußballmannschaft ‚Bnei Sakhnin‘, die in Israel Kultstatus besitzt und in der Juden und Araber gemeinsam spielen, könnte sie nach Sakhnin locken. Trotz der Vorurteile, die ihm tagtäglich begegnen, bleibt sich Ameer dennoch treu: „Ich will die Gesellschaft verändern. Wir (Juden und Muslime) sind schließlich Cousins. Ich gehe zur Armee, um Frieden zwischen zwei Nationen zu schaffen“, sagt er. Filmemacherin Naomi Levari hat an der renommierten Sam Spiegel Film Academy in Jerusalem studiert. 2004 machte sie dort mit Auszeichnung ihren Abschluss. Seither arbeitet sie als Drehbuchautorin, Kamerafrau und Produzentin. „Ameer got his gun“ ist ihr erster längerer Film. Sehenswert!

Judith Orland