12. filmPOLSKA: „A Heart of Love“ von Łukasz Ronduda


Wann wird Liebe zur Peformance fragt "A Heart of love" bei filmPolska. Foto: ilmPolska

Wann wird Liebe zur Peformance fragt „A Heart of love“ bei filmPolska. Foto: ilmPolska

Die Kunst zu leben

„Ich will du sein“, dichtete Rainer Maria Rilke einst für Lou Andreas Salomé. Dieser Wunsch, völlig im Gegenüber aufzugehen, gleich zu sprechen, gleich zu gehen, sich so weit es nur geht dem Anderen anzunähern, ist ein verbreitetes Motiv der Liebe – die körperliche und geistige Verschmelzung als ultimative erotische Form.

Dem Anderen in der Beziehung immer ähnlicher zu werden, passiert manchmal ganz nebenbei oder bei langjährigen Paaren dann aus einem gewissen „Alterspragmatismus“ (Huch, da haben wir uns doch tatsächlich die gleichen Regenjacken gekauft). Nicht aber bei dem Künstlerpaar Wojcieck und Zuzanna in „A Heart of Love“ (Originaltitel: „Serce Miłości„) von Regisseurs Łukasz Ronduda. Es ist der zweite Film des polnischen Kunstkurators und lief, wie zuvor sein Debütfilm „The Performer„, auch im Programm der Berlinale.

Minimalistisch, monochrom, kantig. Wojcieck und Zuzannas Beziehung folgt einer strengen ästhetischen Form, die sich beide bewusst auferlegen. Dieser Formalismus trägt sie durch Krankheit und Konflikte. Zumindest eine ganze Weile, bis die Ausbrüche den ordentlich gesteckten Rahmen sprengen. Auch die Kamera in „A Heart of Love“ folgt den ästhetischen Regeln seiner Figuren, mit klaren Farben, harten Kontrasten und Standbildern, die sich gleich ausdrucken und in die nächste Galerie hängen ließen.

Wojcieck ist Performancekünstler. Ausnahmslos alles in seinem Leben versteht er als Material, das über kurz oder lang Teil der Arbeiten wird. Von Zuzannas Träumen bis zum mondänen Einkauf im Möbelkaufhaus – jedes Detail findet Verwertung in seinen Installationen und Performances. Zuzanna fühlt sich benutzt und in ihrer eigenen Ausdrucksweise beschnitten („Du sägst meiner Karriere damit die Beine ab“).

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