„Zoologie“ („Zoologiya“) von Ivan I. Tverdovskiy



Tverdovskiys Werk provoziert gemischte Gefühle zwischen Faszination, Amüsement und Abscheu. Der Einfall, seiner Protagonistin einen fantastischen körperlichen Makel anzudichten, um ihre Randstellung zu definieren, erscheint sehr geschickt. Auf diese Weise schafft der Autor eine gewisse Distanz zur ansonsten Brutalität der geschilderten Realität. Er gibt den Figuren einen „einleuchtenden“ Grund, wieso sie sich gegen Natascha stellen. In Wahrheit steht ihr Schweif als Symbol für ein allgemeines Anderssein, für ein Unvermögen sich in festgelegte Verhaltensnormen einzupassen und das Bedürfnis um seiner selbst willen akzeptiert zu werden.

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Der Film besitzt eindeutig eine skurrile und schräge Seite, die durch eine sozialkritische ergänzt wird. „Zoologie“ schildert beispielsweise ein Gesundheitssystem, das sich durch massive Ineffizienz auszeichnet und in dem der Patient der Willkür der Ärzte ausgesetzt ist. Als weiteres Thema behandelt der Film einen religiösen Fanatismus, in dem Aberglauben eine wichtige Rolle spielt und Intoleranz gegenüber Außenseitern vorherrscht. Wie bereits in seinem ersten Spielfilm beweist Tverdovskiy einen subtilen Sinn für Humor, der sich aus der genauen Beobachtung seiner Umfeld herleitet und einen Geschmack fürs Absurde.

Neben dem Hauptpreis als Bester Film, gewann die Darstellerin der Natascha, Natalia Pavlenkova, den Preis für die beste schauspielerische Leistung beim 26. FilmFestival Cottbus, der sicherlich verdient ist.

Teresa Vena

Zoologie“ („Zoologiya„), Regie: Ivan I. Tverdovskiy, Darsteller: Natalia Pavlenkova, Dmitri Groshev, Irina Chipizhenko, Maria Tokareva

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