„Angelica“ von Mitchell Lichtenstein


Eliza Holland Madore und Jena Malone in "Angelica" von Mitchell Lichtenstein. Foto: Berlinale 2015

Eliza Holland Madore und Jena Malone in „Angelica“ von Mitchell Lichtenstein. Foto: Berlinale 2015

Triebhafter Geist

Mit „Angelica“ ist dem US-amerikanischen Regisseur Mitchell Lichtenstein, Sohn des berühmten Pop-Art-Künstlers Roy Lichtenstein, ein sonderbares Werk gelungen, das sich dem Thema der weiblichen Sexualität annimmt. Durch das Transponieren des Stoffes ins englische 19. Jahrhundert gewinnt der Film an Originalität.

Als Angelica am Krankenbett ihrer Mutter Constanze ankommt, scheint diese von einem schlechten Gewissen geplagt. Ihren baldigen Tod erahnend, möchte sie der Tochter die wahren Umstände über das vor Jahren vermeintliche Verschwinden des Ehemanns und Vaters beichten. In einer Rückblende erfährt nun Angelica, dass ihre Mutter bei ihrer Geburt dermassen körperlich geschwächt war, dass die Ärzte empfahlen, sie solle fortan keinen Geschlechtsverkehr mehr haben, denn eine weitere Schwangerschaft würde sie mit ziemlicher Sicherheit das Leben kosten. Eine Anweisung, der die Eheleute anfänglich gewissenhaft Folge leisten.

Zwischen Mutter und Tochter entsteht eine sehr intensive Bindung, die bald krankhafte Züge aufweist, da Constanze Angelica unter ständiger Beobachtung hält und offensichtlich den Mangel an Nähe zu ihrem Ehemann zu kompensieren versucht. Doch beide Eheleute empfinden immer noch Lust für einander, auch wenn mehrere Jahre der freiwilligen Inaktivität vergangen sind. Einzelne intime Annäherungsversuche schlagen fehl und Constanze entwickelt eine Neurose. Sie bildet sich ein, dass ein bösartiger Geist, den sie mit dem unbefriedigten Sexualtrieb ihres Mannes gleichsetzt, Angelica und sie körperlich bedroht.

In einem aufgelösten und verzweifelten Zustand holt sich Constanze Hilfe von einer angeblich erfahrenen Geisteraustreiberin und Magierin. Diese glaubt, mit einer paar Tricks wie dem Verstreuen von Kräutern und dem Aufsagen von unverständlichen Sprüchen die Wahnvorstellungen beschwichtigen zu können. Constanzes Geist wächst allerdings zu einer immer größen Bedrohung heran, bis sie sich nicht anders zu helfen weiß und sich sexuell opfern möchte, um ihn zu bezwingen. Im extatischen Wahn sticht sie mit einem Dolch auf das Wesen ein…

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