„Ixcanul“ („Volcano“) von Jayro Bustamantes


Regisseur Jayro Bustamante gewann mit Ixcanul den Alfred Bauer Preis bei der 65. Berlinale. © Jayro Bustamante

Regisseur Jayro Bustamante gewann mit Ixcanul den Alfred Bauer Preis bei der 65. Berlinale. © Jayro Bustamante

Man meint das Drama nun ausfindig gemacht zu haben. Familiäre Zerwürfnisse, vielleicht Götter, Aberglaube, Ehre oder Ähnliches. Bei Filmen vom anderen Ende der Welt kann man sich schnell beim othering ertappen. Hier liegt man damit weit daneben. Marias Eltern reagieren so verständnisvoll, wie es sich jedes schwangere, verlassene Mädchen nur wünschen kann. Kein Drama, keine Tränen, niemand malt den Teufel an die Wand. Irgendeine Lösung wird sich schon finden. Nachdem altbewährte Abtreibungsrituale wie „mit-geschlossenen-Beinen-in-die-Luft-springen“ nicht helfen, ist beschlossene Sache, dass das Kind nun einmal Leben soll.

Es ist nicht so, dass die Schwangerschaft keine Probleme mit sich bringt. Auch der Ixcanul ist als Bedrohung ständig in Sichtweite und die Plantage ist von hochgiftigen Schlangen befallen. Doch all diese Konflikte sind natürlicher Art. Erst als die moderne Welt mit ihrer Bürokratie und einer der Familie fremden Sprache über sie herfällt um Naivität und Verzweiflung auszunutzen, wird es wirklich bitter. Bis zu diesen mutwilligen Übeln ist keine Spur von Hektik in „Ixcanul“ zu entdecken. Die Passivität Marias ist eine Einsicht der eigenen Ohnmacht gegenüber der Natur. Diese Einsicht erlaubt es Bustamantes Film auch ein stilles und leises Drama zu sein. Eines das es vermeidet zu dramatisieren.

Albert Knaub

Ixcanul“ („Ixcanul Volcano„), Regie: Jayro Bustamantes, DarstellerInnen: María Mercedes Coroy, María Telón, Manuel Antún u.a.

Bei der Berlinale 2015 gewann Jayro Bustamantes den Alfred Bauer Preis für neue Perspektiven der Filmkunst.
Hier alle Preisträger 65. Berlinale.

1 2