„Agonie“ von David Clay Diaz


Christian (Samuel Schneider) arbeitet nach der Uni in einem Kino. © Julian Krubasik, David Clay Diaz

Christian (Samuel Schneider) arbeitet nach der Uni in einem Kino. © Julian Krubasik, David Clay Diaz

Die beiden Protagonisten leben in Agonie, sie kämpfen ununterbrochen gegen Ablehnung, Misserfolg im schulischen oder sportlichen Feld, sie suchen ihren Platz in der Gesellschaft, die offenbar ganz gut auch ohne sie zurecht kommt. Diesen Kampf gehen die beiden jungen Männer auf verschiedene Weise an. Bei beiden findet er einen körperlichen Ausgang, der in einem Fall gegen sich selbst und im anderen gegen Dritte gerichtet ist.

Besonders eindrücklich am Film des jungen Deutsch-Paraguayaners David Clay Diaz erweist sich die erzeugte latent bedrohliche Atmosphäre. Der Zuschauer glaubt immer wieder, dass bei der einen oder anderen Hauptfigur des Films der gewalttätige Ausbruch gleich bevorstehe. Gründe scheinen nämlich beide genügend dafür geliefert zu bekommen. Genau diese Empfindung wollte der Autor auch hervorrufen. Es gehe ihm nämlich nicht darum, aus allwissender Perspektive darzulegen, wie es zu extremen Gewalttaten komme, sondern mögliche Gemütsverfassungen und Ängste unterschiedlicher Personen zu portätieren, die sich in eine solche Lage versetzt fühlen könnten.

Diaz ergreift in „Agonie“ nie Partei für die eine oder andere Seite, er heuchelt kein Verständnis für seine Figuren vor, interessiert sich vielmehr für die Darstellung komplexer menschlicher Regungen. Letzteres ist ihm auf jeden Fall auch dank einer optimalen Besetzung gelungen. Mit wenigen technischen Mitteln weiß er, anhaltende Spannung zu erzeugen, die allerdings mit der Auflösung der Geschichte abflacht. Mit dem Mut zu einem offeneren Schluss, hätte dieser beachtliche Film weiter an Stärke gewinnen können. Der Film ist ein vielversprechender Anfang für diesen sich noch mitten in der Ausbildung befindlichen Filmstudenten.

Teresa Vena

Agonie„, Regie: David Clay Diaz, Darsteller: Samuel Schneider, Alexander Srtschin, Alexandra Schmidt, Simon Hatzl, Patrick Matijasevic, Mercedes Echerer, Kinostart: 17. November 2016

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