„Maggie’s Plan“ von Rebecca Miller


Rebecca Miller bringt in "Maggie's Plan" Ethan Hawke und Julianne Moore ins Berlinale-Panorama. Jon Pack © Hall Monitor, Inc.

Rebecca Miller bringt in „Maggie’s Plan“ Ethan Hawke und Julianne Moore ins Berlinale-Panorama. Jon Pack © Hall Monitor, Inc.

Chaosknoten „Beziehung“

Dass es für eine Frau leichter ist, mit 30 Jahren von einer Atombombe getroffen zu werden, als noch einen passenden Mann zu finden, wissen wir, seit Dorris Dörrie dieses Geheimnis 1994 in „Keiner liebt mich“ lüftete. Wie es sich also anfühlen muss für Maggie, Mitte 30, Single mit Kinderwunsch und bisher immer nur in kurzen Affären verbunden, kann sich folglich jeder ausmalen. Das Naturell der Unidozentin ist aber eher optimistischer Machart. Motto: Sein Glück muss man irgendwann selber regeln. Der Plan steht und heißt „künstliche Befruchtung“. Den Mann hat sie auch recht schnell und unkonventionell gefunden, ein namenloser Typ mit eigener Essiggurkenmanufaktur. Weil es für ihn keine weiteren Verpflichtungen bedeutet, offeriert er Maggie seinen magischen Saft und liefert ihn ihr im kleinen, aber randvoll gefüllten Glas auch gern nach Hause.

Herausfordernd wird es eben aber dann, wenn Pläne vom Leben umgenietet oder von so was wie der Liebe angefahren werden. In diesem Fall, dem Unidozenten John, der gerade an einem Roman arbeitet und Maggie während einer gemeinsamen Mittagspause als Testleserin gewinnt. An der Uni lehrt er „Fiktokritische Anthropologie“, eine Wissenschaft, die sich als „Brücke zwischen Kunst und Kommerz“ versteht, wie John es definiert. Ihr methodischer Ansatz eröffnet einem offenbar alle Perspektiven und ermöglicht beispielsweise auch Fragen wie: „Was würde Jesus wohl kaufen?“.

Herangewachsene und kulturüberfrachtete Großstadtkinder bei ihren ganz individuellen Sinnfragen, verzweifelt auf der Suche nach neu zu erobernden Wissensterritorien. Doch Maggies Interesse und Feedback ist neu für John, der es gewohnt ist, von seiner Frau Georgette – einer anderen fiktokritischen Anthropologin und engste Konkurrentin – wenn überhaupt nur scheibchenweise und äußerst gemäßigt Aufmerksamkeit und Anerkennung zugeteilt zu bekommen. Ergo: ein Blick, ein Kuss und eine Nacht mit der neuen Flamme und schon dreht sich das Beziehungsroulette in einer Art Patchworkfamilienhölle weiter. Love is messy!

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