„Weitermachen Sanssouci“ von Max Linz



Der Film rechnet mit einem gesamten Berufsfeld ab. Er macht sich besonders über eine Sprache voller Fremdwörter und Anglizismen lustig, die von Wissenschaftlern für ihre Kommunikation genutzt wird. Eine Sprache, mit der ein Kosmos geschaffen wird, zu dem Unbefugte keinen Zutritt haben und der es ermöglicht, sich der sozialen Verantwortung zu entziehen und im eigenen Saft zu schmoren. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sich seine Mitglieder gegenseitig verstehen. Die Protagonisten von „Weitermachen Sanssouci“ scheinen aneinander vorbeizusprechen, unterbrechen sich ständig gegenseitig und berufen sich immer wieder auf ihre vermeintliche Sonderrolle innerhalb der Gesellschaft. Um diesen Konsens geht es in Linz‘ Satire. Er wirft die Frage auf, wer letztendlich von Forschungen profitiert, und geht davon aus, dass der Apparat Universität einen Kreislauf am Leben erhält, der nur sich selbst nützt und um seiner selbst willen aufrecht erhalten wird.

Der verbale Schlagabtausch macht in erster Linie großen Spaß. Die Dialoge sind sehr intelligent und führen den Betrachter in einem ersten Schritt auf Glatteis, da er mit Fachbegriffen und Konzepten bombardiert wird, die er zu verstehen versucht, die sich aber bald als substanzlos erweisen. Das Schauspiel ist statisch und erinnert an ein Theaterstück. Durch die reduzierte, minimalistische Form entwickelt der Film einen trockenen Sinn für Humor, der durch die hervorragende Besetzung überzeugend vermittelt wird.
Hauptdarstellerin Sarah Ralfs schafft es, als leeres Gefäß aufzutreten, das als perfekte Projektionsfläche dient. Die Passivität ihrer Figur ist irritierend, passt aber zu der Stagnation und ständigen Wiederholung, die ihren und den Alltag ihrer Kollegen bestimmen. Hier lässt sich auch der Titel des Films einordnen. Hauptsache, „weitermachen“ und am besten „sanssouci“, ohne Sorgen. Das singen die Darsteller zaghaft im Chor.

Weitermachen Sanssouci“ besitzt neben der starken verbalen eine ebenso beeindruckende visuelle Ebene. Bühnenbild, Dekor und Requisiten, wie die Gummireplik der Erde oder die extravaganten Designermöbel, sind bunt, verspielt und sehr ironisch. Der Film hat eine Art Retrostil, der in der Kleidung der Protagonisten oder in der Gestaltung der Simulationsprogramme zu sehen ist. Dieser kollidiert mit der Definition von Forschung, die auf immer neue Resultate abzielt. Mit dieser gewissen Hinwendung zum Älteren und Abgestandenen verweist Linz auch auf die veralteten Denkmuster der Gesellschaft, die sich bis in die elitärsten Schichten hindurchziehen. Der Film ist zweifellos ein sehr subversiver und daher sehr notwendig.

Teresa Vena

Weitermachen Sanssouci„, Regie: Max Linz; Darsteller: Sarah Ralfs, Sophie Rois, Philipp Hauß, Bernd Moss, Maryam Zaree, Bastian Trost, Leonie Jenning; Kinostart: 24. Oktober 2019

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