IM KINO: HERR BACHMANN UND SEINE KLASSE von Maria Speth
Herr Bachmann kann’s
Früher Morgen in der von Industrie geprägten nordhessischen Kleinstadt Stadtallendorf nahe Marburg. Es ist noch dunkel. In der Bäckerei Yilmaz wird schon gebacken, in der Ferne rauchen Fabrikschornsteine, Schulkinder warten auf den Bus. Langsam laufen sie kurz darauf über das Gelände der Georg-Büchner-Gesamtschule und gehen in ihren Klassenraum. Gleich beginnt der Unterricht bei Herrn Bachmann. „Wer ist noch müde?“, fragt der. Viele Hände schnellen nach oben. „Dann tauchen wir alle nochmal zwei, drei Minuten ab.“ Sofort bewegen sich alle Kinderköpfe nach unten, Richtung Tischplatte. Noch einen Moment ausruhen.
Herr Bachmann, der kurz vor der Pensionierung steht, trägt Wollmütze, Kapuzenpulli und darüber ein AC/DC-T-Shirt – und auch in den Unterricht fließt seine offensichtliche Liebe zur Rockmusik ein. Mit seiner Klasse, die aus 12- bis 14-jährigen Sechstklässler:innen besteht, die aus neun verschiedenen Ländern kommen und zum Teil noch nicht gut Deutsch sprechen und verstehen, behandelt er heute eine Geschichte von einer Gitarre und einem Tisch. Der Tisch ist in die E-Gitarre verliebt und versucht alles, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber sie beachtet ihn einfach nicht. Wie fühlen sich Gitarre und Tisch und wie kann man die Geschichte auf die Menschen übertragen?
Auf einfühlsame und witzige Art schafft es Herr Bachmann, alle Schüler:innen mit einzubeziehen, und ermutigt sie, ihre Gedanken zu äußern, auch wenn ihnen die deutsche Sprache noch Probleme bereitet. Später macht Herr Bachmann gemeinsam mit den Kindern Musik – Gitarren sind natürlich mit von der Partie. Schnell wird klar: Die Schüler:innen und ihr Lehrer sind eine gut aufeinander eingespielte Truppe – und vertrauen sich. Bei Erdzhan bedankt sich Herr Bachmann vor der gesamten Klasse: „Du lachst immer so schön, auch auf dem Schulhof, wenn ich dich sehe. Das tut mir so gut! Find ich ganz klasse!“