71. Berlinale: JESUS EGON CHRISTUS von David Vajda und Saša Vajda


JESUS EGON CHRISTUS ist ein kluger Film über Außenseiter, ein Film über die bizarre Konfrontation zwischen einer Psychose und Jesus. Neben Egon gehören Jenny und drei weitere Figuren zu den Bewohner*innen. Alle haben ihre eigene individuelle Vergangenheit, der den Weg zu Sucht ebnete.

Die schauspielerische Leistung von Jenny (Roxanna Stewens) und Egon (Paul Arámbula) ist packend. Jennys Gesicht spricht Bände, indem es betrübt kapituliert. Egons Körperhaltung und sein Duktus berührt. Die Brüder Vajda haben über zwei Jahre hinweg in Methadonkliniken, Fixerstuben und in Neukölln recherchiert und gecastet.

Die Figur Egon basiert lose auf einem existierenden, schlaflosen Heroinabhängigen. Nur Egon und der Pastor sind Schauspieler. Jenny und der Rest des Casts spielen sich selbst, aber in einem fiktionalisierten Rahmen.

Lobenswert ist die respektvolle Haltung von JESUS EGON CHRISTUS zum Thema Sucht. Für den Effekt werden mit Sucht verbundene psychische Erkrankungen nicht gefährlich dramatisiert, bagatellisiert oder pathologisiert. Vielmehr erklären die Brüder Vajdas Lebenshintergründe der Figuren und zeigen sensibel auf, wie schnell Menschen zu Suchtabhängigen werden können.

Die Ästhetik von JESUS EGON CHRISTUS ist haptisch und dunkel. In Egons Welt gibt es kein buntes Licht und keine erhellende Sonnenstrahlen. Wir sehen triste Winter-Szenen und grelles Neonlicht in Innenräumen.

JESUS EGON CHRISTUS ist ein intimer kluger Film, der für den Zusammenhang von Sucht und psychisches Leiden sensibilisiert. Er bleibt im Kopf und im Herzen. Passt auf euch auf, seid lieb zueinander. 

Wenke Bruchmüller

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