71. Berlinale: MEMORY BOX von Joana Hadjithomas & Khalil Joreige
Ein Puzzle aus Erinnerungen und Bildern
Montreal in der Gegenwart. Die kanadische Metropole wurde von einem Schneesturm heimgesucht. Die alleinerziehende Mutter Maia (Rim Turki) bereitet mit der Großmutter (Clémence Sabbagh) das Weihnachtsfest für ihre jugendliche Tochter Alex (Paloma Vauthier) vor. An Heiligabend bringt ein Postbote vollkommen unerwartet ein großes Paket aus dem Libanon. Die Großmutter versucht dies vor Maia zu verheimlichen. Doch während der Festlichkeiten sprengt die Box im Nebenzimmer geradezu den Familienkreis und offenbart ihr Geheimnis: Sie enthält Notizbücher, Fotos und Kassettenaufnahmen, die Maia als Jugendliche im Beirut der 1980er Jahre an ihre beste Freundin in Frankreich versendet hatte, die vor Beginn des Libanonkrieges dorthin emigriert war. Während Maia diese Zeit hinter sich lassen will, macht sich ihre Tochter Alex in der schneeverwehten Isolation heimlich auf die Suche nach der Vergangenheit und den verdrängten Erinnerungen ihrer Mutter.
Die Erinnerungsbox übernimmt in dem Spielfilm MEMORY BOX des Künstlerpaares Joana Hadjithomas & Khalil Joreige sowohl eine konkrete, als auch eine symbolische Funktion. Die darin enthaltenen Artefakte bestehen zum einen aus Bild- und Tondokumenten, welche Joana Hadjithomas tatsächlich während des Libanonkrieges an eine Jugendfreundin in Frankreich gesendet hatte. Zum anderen wurden diese um fiktive Aufnahmen ergänzt, die sich in die Filmhandlung eingliedern. In dieser Kombination spinnt Alex die in den Tagebüchern und auf den Kassetten festgehaltenen Geschichten in ihrer Fantasie weiter und versucht, in die damalige Rolle ihrer Mutter zu schlüpfen. Während sie die Fotografien betrachtet und mit ihrem Smartphone digital festhält, springen diese aus dem Rahmen und verwandeln sich in bewegte Filmsequenzen.