„Nuit Blanche“ (Dez10)


Filmszene: "Nuit Blanche"

Filmszene: "Nuit Blanche"

Der Interfilm-Organisator Matthias Groll über den Film: „Kleine Beobachtungen als große Geste, Gedankenblitze als Vision: Kurzfilme sind dann am trefflichsten, wenn sie, um ein einziges Sujet kreisend, das mutmaßlich Banale in den Kontext der göttlichen Komödie setzen und also eine Mücke zum Elefanten verwandeln. Sei es durch das Narrative einer Wendung (Überraschung) oder durch ästhetische Intensivierung (Inszenierung), der Kurzfilm nährt sich von der Unwahrscheinlichkeit. Er macht sie wahrscheinlich und also wahr, er erfindet das Rad neu, indem er es – immer wieder – auf neue Weise zeigt.

Sehnsucht und Liebe sind beliebte Themen. Selten aber wurde Sehnsucht derart intensiv auf die Leinwand gebracht wie bei ´Nuit Blanche´ von Arev Manoukian (USA). Zwei Blicke treffen sich und schon geht’s ab. ´Nuit Blanche´ kommt gänzlich ohne Story aus, er zeigt reine Emotion, er eskaliert in bollywoodtypischer Intensivität als ein visuelles Schluchzen, das, getragen von Musik und Athmosphäre (animiert), eine Kaffeehaussituation von einem Moment auf den anderen ins Phantastische überführt. Sehnsucht wird an sich selbst gespiegelt. Der Trick ist so einfach wie unwahrscheinlich: eine schlichte Glasscheibe. Man mag deren Pointe als Kitsch abtun, man mag sagen, die Dame hätte bitteschön auch die Türe nehmen können, doch das absurd Gesteigerte der visuellen Idee zeigt das Klischee der Sehnsucht als eine Wahrheit und eine Realität, die man eigentlich nicht zeigen kann.

Making Of Nuit Blanche from Spy Films on Vimeo.