„A Silent Rockumentary“ von Jonas Grosch
Jonas Grosch, der 2011 mit seinem letzten Spielfilm „Die letzte Lüge“ achtung berlin eröffnete, erfindet mit „A Silent Rockumentary“ ein neues Subgenre des Dokumentarfilms, die Stummfilmdokumentation – und wählt als Thema auch noch eine Band aus. Mit seinem Director of Photography Matthias Matek Hofmeister begleitete er die vor 20 Jahren in Mannheim gegründete deutsche Brass und Marching Band Mardi Gras.bb ins Studio und auf Tour durch Österreich. „Auf fünf völlig ereignislose Tage von acht Musikern„, wie Frontmann Jochen Doc Wenz nach der Berlin-Premiere im Moviemiento bekennt.
Das erklärt, warum die in fünf Akte recht wahllos unterteilte, 53-minütige Dokumentation, auf wenig abwechslungsreiche Motive zurückgreift und mehr noch, warum Grosch sein Thema konstruiert. Statt der sich durchaus anbietenden Melancholie, die die kriselnde Band und ihr Label Hazelwood umgeben, zu erheben, muss das am Rande angeschnittene, große Thema Urheberrecht herhalten. In einer Interviewsequenz zwischen Macher und Wenz beschreibt der Musiker die Situation seines Berufs mit einem hinkenden Vergleich: Würde eine Partei Freibier für alle als Wahlprogramm ausgeben, würde sie – so mutmaßt er – 15 Prozent der Wähler auf sich vereinen können. Aber, so fährt er fort: „Was passiert mit den 100.000 Kneipiers, Brauereibesitzern und Getränkeherstellern?“ Eine rhetorische Frage, die den sich verändernden Markt für Bands und Musiker beschreibt.
Das Internet und das damit einhergehende, sich verändernde Konsumentenverhalten, wo immer weniger Musik gekauft und stattdessen gratis abgerufen wird, revolutionieren das Musik-Business. Auf der Strecke bleiben Künstler, wie am Beispiel Mardi Gras.bb zu beobachten und die kleinen Labels, die keine Antwort auf das neue Umfeld finden, wie Hazelwood, die über Jahrzehnte die deutsche Indie-Musiklandschaft bereicherten.