„A Silent Rockumentary“ von Jonas Grosch


Musiker bei der Arbeit. Hazelwood-Produzent Gordon Friedrichs und Uli Krug feilen an den Songs zum neuen Album.

Musiker bei der Arbeit. Hazelwood-Produzent Gordon Friedrichs und Uli Krug feilen an den Songs zum neuen Album.

Was das bedeutet, zeigt Groschs „A Silent Rockumentary“ eindrücklich. Gordon Friedrichs, der Produzent des neuen Albums der Band, steigt in den Studio-Sequenzen der Doku zu einem Hauptdarsteller neben den Musikern auf. Die Zuschauer erleben, wie sie im gemeinsamen Diskurs Sound kreieren, sich aneinander reiben, streiten und im Dienst der Sache einigen. Grosch und Hofmeister finden Szenen und Ausschnitte, die das Leben dieser Männer über 20 Jahre prägen. Jahre, in denen sie sich ihrer Leidenschaft hingeben. Kompromisslos und rigoros, bis an die Grenze und darüber hinaus. „Crime Story Tapes„, das bis dato letzte Album von Mardi Gras.bb, sollte das letzte sein, das in dem wundervollen Tageslichtstudio von Hazelwood produziert wurde. Das Label kann es sich nicht mehr leisten. Produzent Friedrichs muss nach Ende des Studios über zwei Monate in einer Klinik behandelt werden. Der Dokumentarfilm setzt so all seinen Protagonisten ein Denkmal – oder Mahnmal, je nach Betrachter.

Neben dieser Leistung gilt es das eingangs erwähnte neue Subgenre zu würdigen. Ausgerechnet eine Band mit den Mitteln des Stummfilm zu dokumentieren klingt abstrus und funktioniert doch hervorragend, so sich der Zuschauer auf das Experiment einlässt. Sicher verwundert und irritiert es, statt den Worten der gefilmten, sprechenden Akteuren auf der Leinwand, Songs der Band zu hören und das Gesagte stattdessen zu oft thesenartigen Sätzen verdichtet oder verknappt zu lesen, doch ermöglicht der Kniff ein neues Seh- und vor allem Hörerlebnis: Die großartigen, treibenden Klänge von Mardi Gras.bb, die direkt aus den Sümpfen um New Orleans stammen könnten, bestimmen das Bild. So gewinnt Groschs „A Silent Rockumentary“ seine Essenz und hilft vielleicht sogar dabei, neue Anhänger für die Arbeit dieser Enthusiasten zu begeistern. Zu wünschen wäre es Friedrich, Hazelwood und den Jungs um Doc Wenz von Mardi Gras.bb!

Groschs „A Silent Rockumentary“ und ihre Klänge verhallen mit dem Gefühl, dass um Mardi Gras.bb herum mehr drin gewesen wäre. Sogar so viel mehr, dass das wahre Thema der Stummfilmdokumentation, diese für die Musik, die ihr Leben bestimmt, kämpfenden Männer, ein noch besseres Dokument getragen hätte.

Denis Demmerle

A Silent Rockumentary„, Regie: Jonas Grosch, Kamera: Matthias Matek Hofmeister, mit: Mardi Gras.bb und Gordon Friedrichs,
Kinostart: 27. Juni 2013


Eindrücke von der an die Premiere im Moviemento anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema Urheberrecht im Ballhaus Rixdorf…

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