„Adam und Evelyn“ von Andreas Goldstein und Jakobine Motz
Liebe in Zeiten der DDR
Als einzige deutsche Produktion feierte „Adam und Evelyn“ von Andreas Goldstein und Jakobine Motz 2018 seine Premiere bei der „Settimana della critica“ in Venedig. Nach einer beachtlichen Festivaltour in Deutschland, Spanien und sogar in Südkorea (Busan) kommt der Film nun in die deutschen Kinos. Anhand einer „Männer und Frauen-Geschichte“, wie es die weibliche Hauptfigur ausdrückt, versucht der Film, die Stimmung des Sommers 1989 aufzugreifen. Indem die Liebesverwicklungen der handelnden Figuren im Vordergrund stehen, gewinnt die Auseinandersetzung mit dieser einschneidenden Zeit der deutschen Wende an Leichtfüßigkeit, was aber nicht bedeutet, dass man ihr unkritisch begegnet.
Goldstein und Motz haben sich für ihren Film auf den gleichnamigen Roman von Ingo Schulze gestützt, dessen Protagonisten, das junge Paar Adam und Evelyn, in der DDR leben. Während Adam (Florian Teichtmeister) in seiner Arbeit als Damenschneider aufgeht, in seinem ruhigen und paradiesischen Garten alles hat, was er braucht, treibt es Evelyn (Anna Kunis) fort, auf die Suche nach Neuem. Ein erster Schritt dazu soll der gemeinsame Sommerurlaub nach Ungarn bedeuten, der aber durch Adams Unentschlossenheit zu platzen droht. Kurzerhand entscheidet sich Evelyn, mit einer Freundin und deren charmantem Begleiter aus dem Westen mitzufahren. Adam fährt ihr hinterher. In der sommerlichen Idylle Ungarns entspinnt sich ein Liebesviereck, prallen unterschiedliche Hoffnungen und Wünsche aneinander – und es werden Erwartungen an den jeweils anderen gestellt.
Soweit unterscheidet sich das Liebesgewirr des Paares nicht wesentlich von dem anderer. In diesem Fall fügen die äußeren Umstände aber weiteren Druck hinzu. Evelyn will die Grenzöffnung in Ungarn ausnutzen und sich in den Westen absetzen. Wenn Adam sie nicht verlieren will, bleibt ihm nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Dass durch den Tapetenwechsel die Schwierigkeiten nicht abnehmen, liegt auf der Hand. Während Evelyn hoffnungsvoll in eine neue, in die „beste aller Welten“ schreitet, trauert Adam seinem Garten nach. Seine Sicht auf die neue Umgebung und das versprochene „bessere“ Zeitalter ist entschieden nüchterner.