„Alice im Wunderland – Hinter den Spiegeln“ von James Bobin


Mia Wasikowska als Alice in James Bobins "Alice im Wunderland - Hinter den Spiegeln". Foto: Peter Mountain (c) 2016 Disney Enterprises,

Mia Wasikowska als Alice in James Bobins „Alice im Wunderland – Hinter den Spiegeln“. Foto: Peter Mountain (c) 2016 Disney Enterprises

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Der Film ist eine Fortsetzung des 2010 unter der Regie von Tim Burton entstandenen Disney-Spielfilms „Alice im Wunderland“ und nimmt uns gleich zu Beginn genau dorthin mit, wo der letzte Film endete: Alices Traum ist wahr geworden und sie ist unerschrockene Kapitänin auf dem Schiff ihres verstorbenen Vaters. Noch immer lebt sie ganz nach dem Toyota-Slogan: „Nichts ist unmöglich.“ Mutig steuert sie ihr Schiff durch die gefährliche asiatische See und hat ambitionierte Pläne für die weitere wirtschaftliche Erschließung der Welt und ihrer entlegensten Regionen. Ihre Rückkehr nach England holt sie jedoch relativ unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück und lässt sie durch einen mysteriösen Spiegel hindurch auch gleich wieder zurück ins Wunderland stolpern, wo irgendwie nichts mehr zu sein scheint, wie es einmal war.

Alice im Wunderland – Hinter den Spiegeln“ ist locker inspiriert von den von Lewis Carroll als Fortsetzung zu seinem literarischen Erstlingswerk „Alice im Wunderland“ publizierten fantastischen Kurzgeschichten und Gedichten „Alice hinter den Spiegeln„.
Im Großen und Ganzen handelt es sich jedoch um eine typische Vor- und Nachgeschichtserzählung, ganz im Stile der aktuell die (3D-)Kinos überschwemmenden Superhelden-Pre- und Sequels. Regie führte hier James Bobin, der sich auch für die beiden letzten Muppet-Verfilmungen verantwortlich zeichnet und unter anderem auch Drehbuchautor der großartigen Indie-Serie „Flight of the Conchords“ sowie der „Ali G Show“ ist. Tim Burton blieb der Verfilmung als Produzent treu.

Auch die beliebten Figuren sowie die stimmliche Starbesetzung aus dem ersten Teil tauchen wieder auf: Nach ihrer Rückkehr in das viktorianisch-konservative England, plant Alice, gespielt von Mia Wasikowska, abenteuerlustig bereits ihre nächste große Fahrt, während ihre nach dem Tod des Vaters und aufgrund Alices langer Abwesenheit verschuldete Mutter und ihr damals verschmähter Bräutigam andere Pläne mit ihr haben. Glücklicherweise trifft sie auf den mittlerweile zu einem wunderschönen, aber gewohnt schlecht gelaunten Schmetterling gewordenen Absolem, gesprochen von dem großartigen und in diesem Jahr leider viel zu früh verstorbenen Alan Rickman, welcher Alice durch einen magischen Spiegel wieder zurück in das Unterland ihrer Kindheit und Jugend führt.

Dort herrscht indes große Aufregung und Ratlosigkeit ob der depressiven Verstimmung des Verrückten Hutmachers, verkörpert von Disneys und Tim Burtons Spirit-Animal Captain Jack Sparrow aka Johnny Depp, der erstaunlich „normal“, aber deutlich niedergeschlagen keine Teepartys mehr ausrichtet und stattdessen alleine und zurückgezogen in seinem Haus lebt. Seine Freunde, die Grinsekatze, der wieder Stephen Fry seine Stimme leiht, die weiße Königin, gespielt von Anne Hathaway, die Haselmaus und der Märzhase, gesprochen von Barbara Windsor und Paul Whitehorse, sind ratlos und bitten Alice um Hilfe. Das einzige, was dem Hutmacher nun helfen könne, sei die so genannte Chronosphäre, eine Zeitmaschine und gleichzeitig der Zeitmesser der unterländischen Welt. Diese befindet sich im Besitz von Zeit, eines exzentrischen, launischen Mannes mit Migrationshintergrund, der in einem Schloss in der Unendlichkeit lebt und gestrenger Herr über die sehr tollpatschigen, aber sehr beflissenen und sympathischen Minions… äh, Sekunden ist (jegliche Ähnlichkeiten zu bereits bestehenden und sehr erfolgreichen Animationsfilmen der Konkurrenz sind sicherlich unbeabsichtigt und rein zufällig…). Alice gelingt es, der Chronosphäre habhaft zu werden, aber auch die cholerische Herzkönigin, verkörpert von Helena Bonham-Carter, hat bereits ein Auge auf diese geworfen und so beginnt ein ganz sprichwörtlicher Wettlauf gegen die Zeit, zur Rettung des Hutmachers und der unterländischen Zeitordnung, bei der so Einiges durcheinander gerät.

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