„Alles steht Kopf“ von Pete Docter und Ronnie del Carmen



Was zunächst einfach und kindgerecht erzählt klingt, fordert innerhalb der animierten Umsetzung jedoch ein komplexes Gerüst aus Logik und Fantasie, um weder die primäre Zielgruppe des Films zu verprellen, noch bereits gewonnene Erkenntnisse der Gehirnforschung vollkommen ad absurdum zu führen. Ein Balanceakt, der „Alles steht Kopf“ in weiten Teilen gelungen ist: Auf ihrem Weg zurück ins Kontrollzentrum durchstreifen Freude und Kummer das Unterbewusstsein, das abstrakte Denken und schließlich sogar die Deponie der verschütteten Erinnerungen. Während sich in Kinderaugen das Abenteuer zweier emotionsgeladener Freunde spiegelt, die gegensätzlicher nicht sein könnten, entfaltet der Film für seine älteren Zuschauer ein wundersames Land, das gleichzeitig unfassbar vertraut und doch seltsam fremd und geheimnisvoll erscheint.

Alles steht Kopf“ formuliert einen entwicklungspsychologischen Nenner, den jeder Zuschauer unabhängig vom Alter oder Rezeptionsmodus verstehen und vor allem nachfühlen kann. Riley ist ein Kind, das unmittelbar vor einer neuen Lebensetappe steht. Kindliche Freuden, unschuldige Träume und imaginäre Freunde werden langsam, aber doch unaufhaltsam zu Erinnerungen übergehen, irgendwann verblassen und schließlich ganz und gar verschwinden, um Platz für neue Eindrücke, Erfahrungen und komplexere Abenteuer der Gefühle zu schaffen.
Ein Sequel zu „Alles steht Kopf“ wäre demnach nicht nur vorstellbar, sondern durchaus wünschenswert. Falls dies nicht zustande kommt, bleibt zumindest die Gewissheit bestehen, dass Freude, Kummer, Angst, Wut und Ekel uns auch weiterhin durch unser Leben begleiten werden und in unseren Köpfen über eine fantastische Welt herrschen, über die wir nach wie vor noch viel zu wenig wissen.

Alina Impe

Alles steht Kopf„, Regie: Pete Docter, Ronnie del Carmen, Kinostart: 1. Oktober 2015

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