„Arrythmie“ von Boris Chlebnikow
Aus dem Rhythmus gekommen
Arrythmie ist eine Form der Herzrhythmusstörung und bezeichnet eine Störung der normalen Herzschlagfolge, verursacht durch nicht regelrechte Vorgänge bei der Erregungsbildung, so lautet die Beschreibung der Internet-Enzyklopädie Wikipedia. Einfacher gesagt: Das menschliche Herz kommt aus dem Rhythmus. Treffender als mit diesem Titel lässt sich das Geschehen in Boris Chlebnikows neuem Film tatsächlich nicht beschreiben. Es geht um ein junges Paar, das den gemeinsamen Rhythmus verloren hat.
Im Zentrum von „Arrythmie“ stehen Protagonist Oleg (Aleksandr Yatsenko) und seine Ehefrau Katja (Irina Gorbacheva). Beide arbeiten im Krankenhaus. Oleg ist als Rettungssanitäter unterwegs, während sich Katja in der Notaufnahme um die eingehenden Fälle kümmert. Zu ihrem stressigen Arbeitsleben kommen persönliche Probleme hinzu. Oleg gerät aufgrund seiner teils unorthodoxen Behandlungsmethoden immer wieder mit seinen Vorgesetzten aneinander und trinkt in seiner Freizeit, was Katja besonders missfällt.
Gleich zu Beginn wird deutlich, dass die Ehe der beiden am Rand des Abgrunds steht, wenn Katja via SMS nach einem desaströsen Familienessen die Scheidung fordert und Oleg lediglich mit Selbstmitleid und mehr Alkohol darauf zu reagieren weiß. Aus dieser Ausgangslage entspinnt sich ein Beziehungsdrama, das ungeschönt die Schwächen seiner Protagonisten aufzeigt. Oleg, der passioniert bei der Arbeit ist, verwandelt sich daheim in ein Häufchen Elend. Er ertränkt seine Sorgen beständig, da er unfähig ist, sie mitzuteilen. Gefangen im eigenen Selbst rotiert er in einer endlosen Spirale aus Arbeit, Alkohol und trübsinnigen Selbstzweifeln, während wir beobachten, wie die Verzweiflung nach jedem Streit neue Furchen in Katjas Stirn gräbt.
Aber eine Arrythmie besteht nicht nur aus Fehlschlägen. So sehen wir immer wieder die kurzen Schimmer der Hoffnung, welche beide zusammenhalten. Verstohlene Blicke auf einer Feier mit Kollegen lassen uns ahnen, was wohl einmal war und wie tief die Gefühle und deshalb auch die Schmerzen in beiden sitzen.