„Boyhood“ von Richard Linklater


boyhood

Begonnen hat alles im Jahr 2001. Ellar Coltrane alias Mason ist sechs Jahre alt und lebt mit seiner achtjährigen Schwester Samantha und seiner alleinerziehenden Mutter Olivia in Texas.

Leben ist, was dazwischen passiert

Muss man verrückt sein, um ganze zwölf Jahre mit einem Filmprojekt zu verbringen? Eigentlich nicht. Aber man muss ehrgeizig und anspruchsvoll sein. Geduldig und diszipliniert. Und sich dabei dennoch so viel Flexibilität und kreative Aufgeschlossenheit bewahren, um dem Film sein Potenzial der unvorhergesehenen Eigendynamiken zu lassen. In zwölf Jahren kann schließlich viel passieren. Richard Linklater hat diese zwölf Jahre mit „Boyhood“ auf 164 Minuten runtergekürzt, was angesichts einer guten Dekade Lebenszeit nach einer erschreckend kurzen Laufzeit klingt. Linklater bringt aber noch etwas anderes mit, das für ein solches Projekt unverzichtbar ist: Die Fähigkeit, die scheinbar nichtigen, unbedeutenden Augenblicke des Lebens den bedeutungsschwangeren Schlüsselmomenten vorzuziehen, um so den Zauber des Alltäglichen hervorzulocken.

Begonnen hat alles im Jahr 2001. Ellar Coltrane alias Mason ist sechs Jahre alt und lebt mit seiner achtjährigen Schwester Samantha (Lorelei Linklater) und seiner alleinerziehenden Mutter Olivia (Patricia Arquette) in Texas. Olivias Ex-Ehemann Mason Senior (Ethan Hawke) ist zwar nicht unbedingt das, was man einen Vorzeigevater nennen würde, aber immerhin doch in regelmäßigen Abständen präsent und bemüht, am Leben seiner Kinder teilzuhaben. In den kommenden Jahren wird Mason zur Schule gehen, alte Freunde verlassen und neue finden, Hobbies entdecken und aufgeben und vor allem – innerlich wie äußerlich – wachsen. „Boyhood“ isoliert dabei keineswegs seine titelgebende Hauptfigur, sondern porträtiert Mason genauso als Zeuge und Bindeglied im Leben der ihm nahestehenden Figuren. Geschwisterliche Konkurrenzkämpfe um die Anerkennung durch den Vater, Umzüge mit der ganzen Familie und eine Mutter, die seit der Scheidung von einem Alkoholiker-Tyrannen zum nächsten strauchelt, prägen genauso seinen Alltag.

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