„Die Schöne und das Biest“ von Christophe Gans


Foto: 2014 Concorde Filmverleih GmbH

Eine bemerkenswerte Schönheit schützt nicht vor Kitsch und zu wenig Tiefgang. Foto: 2014 Concorde Filmverleih GmbH

Die schöne Léa Seydoux

„Es war einmal ein reicher Kaufmann, seine Lieblingstochter hieß Belle…“ Mit diesen Worten klappt Regisseur Christophe Gans („Pakt der Wölfe„) das Märchenbuch auf und führt hinein in seine Version des französischen Volksmärchen „Die Schöne und das Biest“. Schon vielfach verfilmt ─ legendär ist Cocteaus poetische Variante in Schwarzweiß von 1946, weltberühmt die Disneyversion von 1991 ─ zieht Gans aus, um dem Zuschauer das Märchen um die schöne Belle und den verwunschenen Prinzen noch einmal in voller Pracht zu zeigen.

Wir schreiben das Jahr 1810. Belles Vater, ein reicher Kaufmann (André Dussollier), verliert bei einem Unwetter seine drei Handelsschiffe und damit die Lebensgrundlage für sich und seine sechs Kinder. Frustriert muss die Familie ihrem glamourösen Leben in der Stadt den Rücken kehren und in ein einfaches Haus auf dem Land ziehen. Während ihre drei Brüder und vor allem die zwei verzogenen Schwestern sich ihr altes Leben sehnlichst zurückwünschen, blüht Belle (Léa Seydoux) geradezu auf. Die jüngste Kaufmannstochter, deren Mutter bei ihrer Geburt starb, zieht Gemüse im Garten auf und strotzt vor Energie und Lebensfreude. Als der Vater die Chance wittert, etwas von seinem alten Reichtum zurück zu bekommen, schmieden alle wieder große Pläne. Die Schwestern setzen eine lange Liste auf, mit materiellen Wünschen, die ihnen der Vater erfüllen soll. Einzig Belle bläst Trübsal und wünscht sich nur eines, bevor der Vater seine verheißungsvolle Reise in die Stadt antritt: eine Rose.

Doch die Reise des Kaufmanns verläuft ganz anders, als geplant. Nichts bekommt er zurück, im Gegenteil, er zettelt noch größeres Unglück an. Als er im Wald auf ein verwunschenes Schloss stößt, in dem ihn wie von Zauberhand mit prächtigem Schmuck und Stoffen gefüllte Truhen erscheinen, lädt er die Schatzkisten kurzerhand auf sein Pferd und pflückt auf dem Nachhauseweg noch eine Rose, die ihn geradezu anlacht. Eine verheerende Tat, denn jetzt taucht das Biest (Vincent Cassel) auf. Und es ist böse. „Ein Leben für eine Rose“ befiehlt er dem verwirrten Kaufmann, der sich von seiner Familie verabschieden und sich dann dem Biest opfern soll. Doch es kommt anders. Belle, die sich nach dem Tod der Mutter erneut für das Schicksal der Familie schuldig fühlt, kehrt anstelle ihres Vaters ins Schloss zurück. Statt sie zu töten, lässt das Biest sie bei sich wohnen und beschenkt sie mit kostbaren Kleidern. Denn es wittert seine Chance, dass Belle die Frau ist, die es von seinem Fluch erlöst.

Jeder Generation seine Adaption, daran ist prinzipiell nichts auszusetzen. Christophe Gans hat sich auf die Aspekte zu konzentrieren versucht, die in Cocteaus Verfilmung von 1946 wenig Beachtung fanden. So wird der Person des Kaufmanns und seiner Beziehung zu den Kindern eine größere Bedeutung zugemessen. Allerdings werden Belles fünf Geschwister zwar allesamt eingeführt, bleiben jedoch blasse Statisten, deren angedeutete Einzelschicksale verpuffen. Viel schlimmer ist jedoch, dass der Kern der Geschichte in der 35-Millionen teuren, komplett in Babelsberg gedrehten Fassung verloren geht: die Entwicklung von Belles Zuneigung zu dem Biest.

1 2