Berlinale Filmkritik: „Is the Man Who Is Tall Happy?“ von Michel Gondry


Die Beschallung mit Chomskys sprach- und erkenntnistheoretischen Ergüssen auf der Tonebene würde in isolierter Form vermutlich zum drögen Denksport-Hörspiel verkommen. Wer sich in diesen Film setzt, akzeptiert gewissermaßen vorab die kognitive Challenge, die da kommen soll. Input, Input, Input. Doch während Chomsky unbeirrt mit Newtons Metaphysik fortfährt, arbeitet sich Gondry in seiner eigenen Sprache, der Sprache der Bilder, unermüdlich an dem Gesagten ab. Dabei wird deutlich, dass selbst die Erkenntnis, nicht alles zu verstehen, ein Spektrum an kreativen Ausdrucksformen zulässt: Gondry wird zum visualisierenden Übersetzer für das Publikum.

Seine handgezeichneten Animationen folgen dem gefeierten Denker auf jedem philosophischen Umweg und jedem lautgedachten Impuls, um die dialektische Irrfahrt durch das Sein und Wesen der sprachlich reflektierten Welt in etwas Reines, Klares und vor allem Verständliches zu verwandeln. Wort für Wort dechiffriert er in kindlicher Manier Chomskys linguistische Zeichen und verschlüsselt sie wiederum in bewegtbildliche Symbole. Synapsen verästeln sich zu Bäumen, Begriffe blähen sich auf und zerfallen in ihre Einzelteile, geometrische Figuren geben ihr Eigenleben preis. Und tatsächlich ergibt dies alles so seinen Sinn. Das Auge versteht eben oftmals mehr als das Ohr.

Alina Impe

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