„Kreuzweg“ von Dietrich Brüggemann
Soldatin der Nächstenliebe
Opferwille, Selbstlosigkeit und Unterwerfung lauten die wichtigsten Dogmen in der Gemeinde der Priesterbruderschaft St. Paulus. Um die Beständigkeit dieser Ideale nach unten abzusichern, werden die jüngsten vor ihrer Firmung – einer jugendlichen Weihe durch den Empfang des heiligen Geistes – nochmals auf die „richtigen“ Werte eingeschworen. Schließlich sichern die Indoktrinierten den Fortbestand des tradierten Systems, einer 2000 Jahre alten unverfälschten Kirchengeschichte wie die Bruderschaft proklamiert.
Als „Soldaten der Nächstenliebe“, die als solche für ihren König, ihr Land und ihre Familie – gleichbedeutend mit Jesus und der Kirche – kämpfen sollen, müssen sie ihren Gegner kennen. Den, der für ihren Kampf ihres zu oft von Bravo oder moderner Musik verführten Herzens verantwortlich ist.
Nach „Drei Zimmer, Küche, Bad“ beschreibt Dietrich Brüggemann in seinem neuen Film das Kreuz mit fundamentalistischen Strömungen innerhalb der katholischen Kirche Deutschlands. Die Parallelen zur Piusbruderschaft St. Pius X. sind nicht zufällig gewählt. In vierzehn Kapitel gegliedert, setzt die Geschichte den persönlichen Kreuzweg der 14-jährigen Maria mit dem Leidensweg Christi gleich. Ein stilistisch wie dramaturgisch herausragender Kunstgriff.
Maria hat gelernt zu funktionieren, statt zu leben. Als Erstgeborene in einer sechsköpfigen Familie ist sie Vorbild für ihre jüngeren Geschwister. In ihrer Rolle der guten Katholikin steht sie in der Pflicht, ihre Nächsten zu retten und Gott zuzuführen, wie Pater Weber gebetsmühlenartig im Religionsunterricht wiederholt. Fürsorglich kümmert sich die Heranwachsende und stets Korrekte deshalb ganz besonders um ihren kleinsten Bruder Johannes, der nicht sprechen kann. Ihn gilt es zu retten.
Hier einige Eindrücke vom Film…