Berlinale Filmkritik: „Kumiko, the Treasure Hunter“ von David Zellner



Was augenscheinlich einen hoffnungsfrohen USA-Romantizismus provozieren soll, erweist sich im weiteren Verlauf des Films jedoch als blanke Ironie. Hier, im Mittleren Westen, ist die Welt nicht neu, sie ist nur kalt, leer und weiß. Die wenigen Menschen, die Kumiko auf ihrer Reise trifft, sind hingegen herzenswarm. Eine alte Dame bietet ihr ein Nachtquartier an, ein hilfsbereiter Polizist kauft ihr wetterfeste Kleidung. Dass ihre Suche buchstäblich ins Leere läuft, will Kumiko nicht hören. „This is a true story“, stand schließlich am Filmanfang. Wer die Wahrheit für sich proklamiert, der muss sie auch einhalten.

Legenden von verlorenen Schätzen bedienen ein sehr altes, menschliches Prinzip. Sie sind das ausgelagerte Symbol für einen problem- und sorgenfreien Neuanfang. Der Traum von einem besseren Leben wird in seiner Komplexität so weit reduziert, dass er in eine Kiste passt. Oder eben in einen Aktenkoffer. In der Trivia-Sparte von imdb.com steht zu „Fargo“ übrigens, dass in den 1970ern in Minnesota tatsächlich bei einem fingierten Kidnapping eine knappe Million Dollar verschwunden sein soll. Wie viel Wahrheit hinter dieser Geschichte steckt – das weiß nur der Schnee.

Alina Impe

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