„Stereo“ von Maximilian Erlenwein


Auf Genrestreifzug mit Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu. (c) Wild Bunch Germany "Stereo"

Auf Genrestreifzug mit Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu. (c) Wild Bunch Germany
„Stereo“

Bemerkenswert bleibt an Erlenweins Regiearbeit, dass sich an die erste Genretransformation noch eine zweite anschließt: Nachdem Erik einsehen muss, dass ihm scheinbar alle Sicherungen durchgebrannt sind und Henry als bedrohliches Hirngespinst die Pforte zu seiner dunklen Vergangenheit öffnen will, hilft auch die Anamnese einer attraktiven Hellseherin, die in einem Plattenbau residiert, nicht mehr viel. Erik kann sich selbst nicht mehr vormachen, er sei nur ein liebenswerter Motorrad-Stoffel vom Lande, auch wenn die eingravierte Selbstbezeichnung ‚Halunke‘ auf seinem Unterarm ihm das jeden Tag aufs Neue beteuert.

Stereo“ kippt nun in das Action- und Gewaltgenre, dessen Tonspur mit zahlreichen Matsch- und Klatschgeräuschen von zertrümmerten Körpern für zartbesaitete Ohren vor der heimischen Fernsehfunzel sicherlich besser zu ertragen wäre. Mono ist manchmal gar nicht so schlecht.

Dass der Film dabei auch noch mit einigen unvorhergesehenen Twists im Plot aufwarten kann und auch durch ästhetische Ambivalenzen Mut gegenüber der sonstigen Deutschfilm-Optik beweist, ist natürlich ein großes Plus. Dennoch bleibt in diesem Zusammenhang bedauerlich, dass man sich nach wie vor bei der Einschätzung eines Berlinale-Beitrags aus heimischen Gefilden genötigt fühlt, sich nach unten zu orientieren. Zum Beispiel an Axel Steins diesjährigem Regie-Debüt „Tape_13„. Der ist allerdings – egal ob Mono, Stereo, Schwarz-Weiß oder 3D – ein Paradebeispiel deutscher Kinopeinlichkeit.

Alina Impe

Stereo„, Regie: Maximilian Erlenwein, Darsteller: Jürgen Vogel, Moritz Bleibtreu, Petra Schmidt-Schaller, Georg Friedrich, Rainer Bock, Kinostart: 15. Mai 2014, DVD-Start am 20. November

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