Berlinale Filmkritik: „Tape_13“ von Axel Stein


Ann und Gero reisen durch Europa und werden auf ein Partywochenende in ein abgelegenes Ferienhaus eingeladen. Foto: Andreas Jäckle

Ann und Gero reisen durch Europa und werden auf ein Partywochenende in ein abgelegenes Ferienhaus eingeladen. Foto: Andreas Jäckle

Bubi-Blödelstuben-Huhu

Tatort: Laube, irgendwo im tiefen Wald. Drei Mädels und drei Jungs – vermutlich in ihren frühen Zwanzigern – verbringen das Wochenende in einer abgelegenen Waldhütte. Unter ihnen auch ein US-Pärchen auf Romantikurlaub, das mit seiner Digitalkamera detailreich seine Reise für die Heimgebliebenen festhält. Für die Gruselatmo sorgen ein kleines Lagerfeuer und ein bisschen Gläserrücken. Und – wer hätte es geahnt – schon nach wenigen Minuten haben die dunklen Kräfte natürlich den Strom abgestellt. Und nicht nur das, der magische Schutzkreis aus Salz ist durchbrochen und die finsteren Mächte sind entfesselt. Jetzt wird’s natürlich komisch in der Hütten und im Wald sowieso und das auch tagsüber. Eine Art Almöhi mit böser Miene taucht unvermutet beim Spaziergang ganz in Schwarz gehüllt und schweigend am Waldrand auf und ist plötzlich verschwunden. Dann springen ein paar Türklinken wie wild, Spiegelscherben hängen an Bäumen und im Haus, das Videoband macht komische Geräusche, blockiert und scheint wie von Geisterhand geführt. In der Dunkelheit schleicht der unrasierte Waldschrat mit Hut ums Haus und über die Wiesen. Und natürlich rennen hin und wieder zwei aus der Gruppe hysterisch durch den düsteren Wald. Die Kamera dabei immer unkontrolliert im Anschlag.

Was sich nach geistlosem und eher kümmerlichem Blair Witch Project-Plagiat anhört, „war ein Experiment“, wie Produzent Benjamin Munz erklärt. Angeblich wollte man mal sehen, „ob sich Blair Witch Project wirklich ganz ohne Geld abdrehen lässt“. Offenbar nicht. Doch noch weniger als ohne Geld kommt so ein – man möchte sagen anmaßendes – Projekt ohne gutes Drehbuch aus. Darüber kann auch kein schlecht imitierter Found-Footage-Stil hinwegtäuschen. Wahllos aneinandergereihte, überanstrengte und viel zu ausbuchstabierte Horrorfilmklischees wollen so gar nicht zum Gruselspektakel amalgamieren. Kommen noch unfreiwillig komische und unterirdisch schlechte Dialoge dazu, mutiert das ohnehin schon ärmliche Filmwagnis maximal zur schlampigen und dummdreisten Horrorschmonzette.

Axel Stein, dessen Karriere im deutschen Privatfernsehen mit „Hausmeister Krause“ und anderen Comedy-Formaten begann, legt mit „Tape_13“ sein Regiedebüt vor. Achtzehn Drehtage genügten ihm, um eine Art Bubi-Blödelstuben-Huhu zusammenzurühren, das dem Zuschauer einzig ein müdes Gähnen abringt und am Ende des Films die Frage aufwirft, ob dieser Schulnachmittag-Horrorfilmworkshop nicht vielleicht sogar einer Trinkwette in einer durchzechten Partynacht zu verdanken sei.

Das alles wäre kein Problem und hätte seine absolute Daseins-Berechtigung in irgendeiner Hobbyschublade für kleine Fingerübungen und erste Gehversuche oder Videonachmittage mit den Kumpels. Dass allerdings die Berlinale mit der Perspektive Deutsches Kino dem Film offenbar allein aus publicityträchtigen Gründen (dem Namen Axel Stein) den Roten Teppich ausrollt und einem zahlenden Filmpublikum empfiehlt, ist doch ziemlich unverschämt, denn der Film schert sich keinen Deut um sein Publikum.

SuT