Berlinale Filmkritik: „Velvet Terrorists“ von Ivan Ostrochovsky, Pavol Pekarcik und Peter Kerekes


Mit seinen tristen, dokumentarisch anmutenden Bilder erinnert „Velvet Terrorists“ leicht an Ulrich Seidls Werk. Wie der Österreicher macht sich auch das Regiertrio nie auf die Suche nach der schönsten Einstellung. Den Tschechien-Tourismus müssen wohl andere Filme fördern. Immerhin lernen wir, dass sich die tschechische Provinz hervorragend für nostalgische Sprengstoffexperimente eignet. Inhaltlich stellt „Velvet Terrorists“ seine Protagonisten gnadenlos bloß –  beweist dabei jedoch Feingefühl und Warmherzigkeit. Im Film geht es nämlich nur vordergründig um Waffen, Rebellion und die Vergangenheit. Wichtig ist nicht gestern sondern heute. Stano, Fero und Valdimir sind nicht Widerstandskämpfer sondern Menschen. Bei aller Tatkraft – es ist das Zwischenmenschliche, das die drei Protagonisten um- und antreibt. Sie müssen lernen: Beziehungen können nicht per Sprengstoffanschlag gelöst werden, sie bedürfen Offenheit und Mühe, können angenehm, unterschwellig und sogar peinlich sein.

Mit „Velvet Terrorists“ gelingt Ivan Ostrochovsky, Pavol Pekarcik und Peter Kerekes eine schräge Filmperle, die den Zuschauer um eine schwerwiegende Erkenntnis bereichert: Die Liebe ist mindestens so kompliziert wie der bewaffnete Widerstand.

Peter Correll

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