Berlinale Filmkritik: „Velvet Terrorists“ von Ivan Ostrochovsky, Pavol Pekarcik und Peter Kerekes


"Velvet Terrorists": Drei Terroristen lernen das Leben zu schätzen. Foto: Berlinale

„Velvet Terrorists“: Drei Terroristen lernen das Leben zu schätzen. Foto: Berlinale

Terroristen auf der Balz

Drei Menschen, drei ähnliche Lebenswege. Stano wollte eine Tribüne der 1.Mai-Parade in die Luft jagen, trank am letzten Aprilabend jedoch ein Bier zu viel. Fero plante einen Anschlag auf den Staatspräsidenten, scheiterte jedoch an der Kontaktaufnahme zur CIA. Vladimir sprengte stolze 53 Informationstafeln der kommunistischen Partei. Alle drei wanderten für ihre Vergehen ins Gefängnis. Um was geht es also in „Velvet Terrorists„? Genau. Um die Liebe.

Das behauptet zumindest Ivan Ostrochovsky, der gemeinsam mit Pavol Pekarcik und Peter Kerekes für die Regie von „Velvet Terrorists“ verantwortlich zeichnet. In unabhängigen Episoden beleuchtet die tschechisch-slowakische Koproduktion, was aus den drei gescheiterten Terroristen geworden ist:  verwirkte Leben. Obwohl auch unsere Protagonisten sich gegen die Allmacht der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei aufgelehnt hatten, sehen Wendegewinner anders aus. Als die Lorbeeren des Sieges verteilt wurden, saßen sie im Gefängnis. Und ganz ehrlich: Stano, Fero und Vladimir hätten auch unter anderen Umständen nicht zu Helden getaugt.

Sie sind einfache Menschen, die in trostlosen tschechischen Provinznestern der guten, alten Zeit hinterher trauern. Der Macho Stano will Frauen kennenlernen, was sich angesichts seines redefaulen Wesens jedoch als schwierig herausstellt. Zum Glück kann er seine Auserwählte mit einem Spaziergang zum ehemaligen Tatort beeindrucken – Frauen mögen bekanntlich Bad Boys. Fero bezieht gleich seine ganze Familie die nostalgische Rückschau ein. Gemeinsam mit seinen zwei jugendlichen Söhnen werden Sprengsätze gebaut, im Familienurlaub lernt auch die Ehefrau konspirative Orte aus der vergangenen Zeit kennen. Nur den Kontakt zu seiner damaligen Geliebten und Komplizin kann der traurige Fero trotz hartnäckiger Recherche nicht mehr herstellen. Vladimir hat dem Terrorismus bis heute nicht abgeschworen. Im Gegenteil: In einem Casting sucht er Tschechiens Next Topterroristin, bildet das junge Mädchen sowohl in physischer als auch psychologischer Kriegsführung aus.

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