„Zwischen Welten“ von Feo Aladag



Beide Charaktere stehen ihrerseits für das zerschlissene Verhältnis von Moral und Idealen in einer von andauerndem Krieg gelähmten Gesellschaft. Jesper findet sich in der Situation wieder, ein Vertrauensverhältnis zwischen den Kulturen herstellen zu müssen. Als Soldat folgt er einer militärischen Grundordnung, die sich an der Realität der Menschen im zerstörten Dorf messen muss. Moral, Angst, Unentschlossenheit und das Fehlen klar definierter Linien machen das unmöglich. Wer Freund und wer Feind ist, lässt sich nicht differenzieren. Auch Tarik, der mit seiner Schwester für eine Generation des Aufbruchs in Afghanistan steht, muss sich an dieser kaum erkennbaren Linie messen.

Regisseurin Feo Aladag („Die Fremde„) bebildert diese Konflikte sehr eindrücklich. Sie lässt die Kamera auf Momenten ruhen, selbst wenn die Bewegung in der Szene längst vorüber ist und lässt den Blick über die monumentalen Ebenen des Landes schweifen. „Brücken bedeuten Hoffnung“, sagt an einer Stelle des Films ein Lehrer zu Tariks Schwester und benennt damit letztlich das fundamentale Problem, das Feo Aladag mit „Zwischen Welten“ auszudrücken versucht. In einer Situation, in der verschiedenen Interessen, Haltungen und Wertemaßstäbe aufeinandertreffen, darf die Möglichkeit auf Vertrauen nicht verloren gehen. Scheitert dieser Grundsatz, entstehen Trennlinien, die nicht mehr zu überwinden sind. Dass am Ende von „Zwischen Welten“ allerdings das gefühlsbetonte Kinoereignis überwiegt, läßt den Schluss zu, dass Aladag ihrem durchaus noblen Ansatz selbst nicht ganz vertraut hat.

Martin Daßinnies

Zwischen Welten„, Regie: Feo Aladag, Hauptdarsteller: Sebastian Schipper, Burghart Klaußner, Pit Bukowski, Ronald Zehrfeld, Mohamad Mohsen, Saida Barmaki, Kinostart: 27. März 2014, auf DVD/ Blu-Ray ab 2. Oktober 2014

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