„11 Minuten“ von Jerzy Skolimowski



Auch wenn Regisseur Skolimowski mit seiner selbstauferlegten elf Minuten Regel etwas lax umgeht (wenn man die einzelnen Szenen zusammenzählt, wird den meisten Erzählsträngen etwas mehr Zeit gewidmet), „11 Minutes“ ist eine Herausforderung für Liebhaber der linearen Erzählweise. Im Schnelldurchlauf springt Skolimowski zwischen Szenen hin und her. Chronologie löst er auf und führt die fragmentarischen Szenen am Ende wieder zu einem kohärenten Gesamtwerk zusammen.

Skolimowski hat seine Aufmerksamkeit auf die Verflechtung der einzelnen Erzählstränge gelegt und dafür den Plot vernachlässigt. Die meisten Charaktere wirken flach, Konflikte und Themen wie Überwachung werden nur angerissen. Die Stärken des Films sind seine Ästhetik und Erzählweise. Der konstante Wechsel zwischen Szenenlänge und Tempo machen die Dynamik des Films aus.

Der Regisseur hatte, noch vor der Storyline, die Vision eines katastrophalen Finales. Nach dem Tod seines jüngsten Sohnes 2012 verlor sich der Regisseur, Autor und Schauspieler in seiner Trauer, sagt er. Das Script schrieb er quasi als Katharsis.
Der Film ist allerdings in keinster Weise ein Loblied auf das Leben. Es ist eine nihilistische Perspektive auf die Welt, auf das Großstadt-Leben in Warschau. Skolimowski geht es um das unbekannte Teilchen, dass das Leben vollkommen auf den Kopf stellt. Manche nennen es Schicksal, andere Schmetterlingseffekt.

11 Minutes“ ist ein mutiger Film mit dem der 77-jährige Altmeister Skolimowski sein Regie-Comeback feiert. Nach „Essential Killing“ aus dem Jahr 2010 ist dies sein neuestes Werk und mit Andrzey Chyra, der in „Im Namen des…“ als homosexueller Pfarrer brillierte, Mateusz Kosciukiewicz, der im selben Film sein Schützling war und Dawid Ogrodnik („Ida„) hat er sich bekannte Gesichter des polnischen Kinos ins Team geholt.

Laura Varriale

11 Minutes„, Regie: Jerzy Skolimowski, DarstellerInnen: Richard Dormer, Paulina Chapko, Mateusz Kosciukiewicz, Andrzey Chyra, Wojciech Mecwaldowski, Dawid Ogrodnik, u.a.

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