BFI London: „Good Manners“ („As boas maneiras“) von Marco Dutra and Juliana Rojas


Für Fantasy-Fans ein Muss: "Good_Manners", der beim 2017er BFI in London im Wettbewerb lief. © urbandistrib

Für Fantasy-Fans ein Muss: „Good_Manners“, der beim 2017er BFI in London im Wettbewerb lief. © urbandistrib

„Rosemarys Baby“ auf Brasilianisch

Good Manners“ („As boas maneiras„) ist ein modernes Fantasy-Horrormärchen in Sao Paulos Großstadtdschungel. Irritierend, unkonventionell und animalisch – letzteres allerdings nur bei Vollmond – greift der Film mithilfe von Elementen des Werwolf-Genres Themen wie Sexualität und Rassismus in der brasilianischen Gesellschaft auf.

Die Hauptfiguren des ersten Teil des Films, Ana (Marjorie Estianou) und Clara (Isabél Zuaa), hätten von ihrer Herkunft her unterschiedlicher nicht sein können. Ana lebt ein einsames, aber wohlhabendes Leben in ihrem Penthouse seitdem sie in Sao Paulo lebt und vertreibt sich die Zeit in Edelboutiquen. Vorher wohnte sie auf dem Land, doch bei einem One-Night-Stand wurde sie schwanger und daraufhin von ihrer Familie und ihrem Verlobten verstoßen. Clara lebt auf der anderen Seite der Stadt in ein einem der ärmeren Viertel. Als Einzelgängerin schlägt sich mit Hilfsjobs durch.

Als Clara sich bei Ana als Kindermädchen bewirbt, ahnt sie nicht, dass die beiden durch das, was in Anas Bauch heranwächst, für immer miteinander verbunden sein werden. Doch Claras dunkle Hautfarbe und die abgebrochene Ausbildung zur Krankenschwester wirken auf Ana nicht vertrauenserweckend. Das anfängliche Fremdeln ist groß auf Anas Seite – hier legt der Film Brasiliens gesellschaftliche Probleme gleich zu Anfang dar. Doch die ruhige Persönlichkeit Claras überzeugt Ana schließlich und sie stellt sie ein – als Hausmädchen.
Das Verhältnis der beiden wird enger nachdem bei Anas Schwangerschaft abstruse Komplikationen auftauchen. Einmal im Monat schlafwandelt Ana umher und bekommt tierischen Heißhunger auf Fleisch. Ob rohes Steak im Kühlschrank oder eine Straßenkatze, Ana stürzt sich darauf. Die vom Arzt verordneten vegetarischen Gerichte schmecken ihr nicht. Schließlich kommt Joel nachts bei einer hochdramatischen – und sehr detaillierten Geburt – zur Welt. „Good Manners“ hat zwei Akte und endet mit Joels zum Teil ekelhaften Geburt.

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