CENSOR von Prano Bailey-Bond


CENSOR © Kinostar Verleih

Dieser Film kann Ihr sittliches Empfinden verletzen

Zu Beginn der 1980er Jahre begann in Großbritannien ein Feldzug gegen zahlreiche Videofilme, die im Rahmen einer weitreichenden Medienkampagne der Klatschpresse als gewaltverherrlichend oder obszön gebrandmarkt wurden. Die walisische Regisseurin Prano Bailey-Bond bezieht sich in ihrem Spielfilmdebüt CENSOR auf die berüchtigte Ära der sogenannten „Video Nasties“ und nimmt damit die moralische Panik der damaligen Zeit aufs Korn.

Enid (Niamh Algar) arbeitet im Jahr 1985 als staatliche Filmprüferin in Großbritannien. Tagtäglich schaut sie sich billige Splatterfilme an und entscheidet, welche blutigen Momente der Zensurschere zum Opfer fallen sollen. Vor Jahren ist ihre Schwester unter mysteriösen Umständen in einem Wald verschwunden, wofür sie sich immer noch schwere Vorwürfe macht. Als ihr die Archivkopie eines älteren Horrorfilms mit dem Titel DON’T GO IN THE CHURCH zugespielt wird, muss sie feststellen, dass dessen Darstellerin Alice Lee (Sophia La Porta) ihrer Schwester verblüffend ähnlich sieht. Sie nimmt Kontakt zu dem patriarchalisch auftretenden Produzenten Doug Smart (Michael Smiley) auf und begibt sich auf die Suche nach dem Filmset von dessen nächstem Werk. Dabei tauch Enid in eine albtraumhafte Welt ein, in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zunehmend zu verschwimmen scheinen.

CENSOR greift mit seiner Handlung das Narrativ der damaligen Sensationspresse auf. Diese versuchte seinerzeit anhand von vollkommen überzogenen Fantasiegeschichten zu propagieren, dass die Kunstblutexzesse auf den Videobändern den moralischen Kompass der Zuschauer korrumpieren und diese zu realen Gewalttaten inspirieren können. Als Enid, die in ihrer Rolle als Zensorin die Öffentlichkeit vor diesen vermeintlich schädlichen Einflüssen schützen soll, ihren eigenen Realitätssinn zu verlieren beginnt, entwickelt genau diese Vorstellung ein ironisches Eigenleben.

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