„Citizenfour“ von Laura Poitras


Edward Snowden steht im Zentrum von "Citizenfour". © Praxis Films

Edward Snowden steht im Zentrum von „Citizenfour“. © Praxis Films

Wissen ist Macht“ (Francis Bacon)

Francis Bacons Erkenntnis klingt so simpel wie komplex. Im Kern geht es um die Fragen: Wer weiß was worüber oder über wen? Wem dienen die Informationen und welche Konsequenzen haben sie? Allein der Versuch, sich die Dimension solch abstrakter Überlegungen vorzustellen, überfordert die meisten bis heute, trotz unzähliger medialer Enthüllungen und Aufklärungsversuche über verfassungsfeindliche Überwachungsmethoden. Niemand will persönlich betroffen sein, schließlich habe man ja „nichts zu verbergen“, wie es oft eintönig aus politikmüden und bequemen, konsumsatten Mündern heißt. Welch ein Trugschluss diese eindimensionale und von Politikern immer wieder aus Ignoranz oder Scheinheiligkeit zur Verteidigung des Überwachungsstaates in Post 9/11 zurate gezogene Argumentation ist, zeigt Laura Poitras‘ Dokumentation „Citizenfour„. Auch im letzten Teil ihrer Trilogie zu den massiven global gesellschaftlichen Veränderungen als Reaktion auf die Angst vor Terror steht wieder ein Mann im Fokus. Den dritten und letzten Teil ihrer Dokumentationsreihe widmet sie Edward Snowden. Dem Mann, der sich neben Roberto Saviano, Julian Assange oder Chelsea (Bradley) Manning einreiht in die Riege der Aufklärer unserer Gegenwart.

Ihn, der nie durch seine Person von den Enthüllungen ablenken wollte, stellt die Regisseurin Poitras in den Mittelpunkt ihrer Recherche um die bedenklichen Entwicklungen in westlichen Demokratien. Er ist der wahrhaftige Zeitzeuge, eine Art lebendes Dokument, das in Echtzeit und in vollem Bewusstsein um Risiken und drohende Konsequenzen „live on tape“ vom Zerfall demokratischer Fundamente berichtet. Die Journalistin und Filmemacherin, die durch ihre Arbeit an den Filmen My Country My Country“ (->Trailer) und The Oath“ (->Trailer) selbst seit 2006 überwacht wird, bettet das auf Video festgehaltene achttägige Aufeinandertreffen in Hongkong zwischen Glenn Greenwald (The Intercept), Ewen Mc Askill ( http://www.theguardian.com/profile/ewenmacaskill ) und Laura Poitras in den Kontext vorausgegangener Enthüllungen ein, wie denen von Mark Klein und William Binney. Besonders eindrücklich ist darunter wohl der Ausschnitt aus einem Prozessvideo von 2006, in dem ein Richter einem Vertreter des Justizministeriums die Frage stellt, ob es von der Regierung gewünscht sei, dass die Justiz das Feld räume, denn dem käme die Antragstellung auf Verlagerung des Verfahrens an einen nicht öffentlichen Gerichtshof gleich.

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