„Dämonen und Wunder – Dheepan“ von Jacques Audiard
Regisseur Jacques Audiard, der spätestens mit seinen beiden letzten, gefeierten Werken „Der Prophet“ (u.a. Großer Preis der Jury in Cannes, 2009) und „Der Geschmack von Rost und Knochen“ international in die erste Liga der Filmschaffenden vorgedrungen ist, setzte sich mit „Dämonen und Wunder“ die Arthouse-Krone in Form der Goldenen Palme von Cannes auf, die ihm im Sommer die Jury um die Gebrüder Coen verlieh. Das Werk feierte im Oktober seine Deutschland-Premiere beim Filmfest Hamburg.
Aktueller könnte sein Drama nicht sein. Durch die Augen von Dheepan und seiner „Familie“ blickt der Zuschauer auf die Gräuel des Krieges, in die mit tiefen Wunden verletzte Seele Flüchtender und deren Schwierigkeiten im fremden Zielland. Die Tamilen sind bereit, alles hinter sich zu lassen, um wenigstens die eigene Haut zu retten. Sie schleppen einen tonnenschweren Rucksack furchtbarer Erinnerungen mit sich herum – und wollen gleichzeitig voran kommen, verweigern sich zu sterben und aufzugeben, was ihnen in der Heimat droht.
Audiard bleibt immer nahe an seinen Protagonisten dran, zeigt deren Konflikte untereinander und mit ihrer Umgebung. Vor allem Jesuthasan Antonythasan, der Dheepan spielt, ist seine innere Spannung und die in ihm schlummernden Gewalt anzumerken. Kein Wunder, spielt er doch so etwas wie die Rolle seines Lebens. Selbst einst Kindersoldat der Tamil Tigers und geflüchtet liegt im das furchtbare Erlebte seiner Figur nahe. Von Frankreich aus arbeitet er mittlerweile als beachteter Schriftsteller, „Dämonen und Wunder“ ist sein beeindruckendes Debüt als Schauspieler.
Denis Demmerle
„Dämonen und Wunder – Dheepan“ (OT: „Dheepan„), Regie: Jacques Audiard, DarstellerInnen: Jesuthasan Antonythasan, Kalieaswari Srinivasan, Claudine Vinasithamby, Vincent Rottiers, Marc Zinga; Kinostart: 10. Dezember 2015