„Der Preis“ von Elke Hauck


Anne Kanis und Florian Panzner in "Der Preis", Foto: Filmgalerie 451

Anne Kanis und Florian Panzner in "Der Preis", Foto: Filmgalerie 451

Die Rückkehr des Architekten

Grau in Grau präsentiert sich das thüringische Nirgendwo dem Architekten Alexander Beck (Florian Panzner). Der reist aus Frankfurt am Main an, weil er einen Preis gewonnen hat. Nach seinen Plänen soll ein Plattenbau modernisiert werden. Seine Freude darüber hält sich in Grenzen, nicht nur, weil sich die Arbeit vor Ort als schwierig erweist und sein Bauleiter (Guntbert Warns) ein Alkoholproblem hat. Alex wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Er ist in genau diesem Wohnblock aufgewachsen, hat hier mit seinen besten Freunden, dem Geschwisterpaar Michael und Nicole, eine schwierige Kindheit in der DDR durchlebt. Und auf Alex lastet eine längst verdrängte Schuld, die ihn jetzt einholt.

Unangenehm wie ein Kaugummi unter der Schuhsohle zieht sich Alexanders Zeit in seiner Heimat dahin. Man möchte das Licht anmachen, dem Hauptdarsteller einen knallroten Pullover anziehen, ein Taxi bestellen, das ihn nach Hause bringt, zurück in die Lichter der Großstadt, bloß weg von dieser Tristesse. Doch nichts dergleichen passiert. Beim Bau geht kaum etwas voran und je länger Alexander gezwungen ist, in der Einöde zu bleiben, desto mehr Erinnerungen werden lebendig. Die Rückblenden in Kindheitstage zeigen Alexander (jung: Sven Gielnik) als kreativen, aber schüchternen und angepassten Jungen, der von seinem rebellischen Freund Micha (Vincent Krüger) und dessen Freiheitsdrang gleichermaßen beeindruckt und irritiert ist. Nicole (Vanessa Krüger/Anne Kanis) ist Alexanders große Jugendliebe. Sie ist die Schlüsselfigur, das Wiedersehen mit ihr zwingt den erwachsenen Alexander zur Auseinandersetzung mit dem, was damals geschehen ist. Dazu, ihr zu gestehen, dass er ihren Bruder damals verraten hat, was schreckliche Konsequenzen hatte.

Der leise Film von Elke Hauck, der bereits 2011 auf der Berlinale seine Premiere feierte, wirft Fragen auf nach der Verjährung von Schuld, nach Loyalität, Mut und den manchmal so großen Folgen scheinbar kleiner Entscheidungen. Und zeigt, dass die Vergangenheit sich nicht einfach abschütteln lässt. Das Grau in Grau zieht sich durch den ganzen Film und transportiert den Gemütszustand der Hauptfigur erdrückend realistisch. Deprimiert steigt der Zuschauer mit Alexander ins Auto und weiß nicht so recht, wohin.

Verena Manhart

Der Preis, Regie: Elke Hauck, Hauptdarsteller: Florian Panzner, Sven Gielnik, Vincent Krüger, Anne Kanis, Vanessa Krüger, Kinostart: 22. März