„Die Frau des Polizisten“ von Philip Gröning


Eine ganz normale Familie? Von wegen. Regisseur Philip Gröning zeigt das Grauen hinter der Fassade. "Die Frau des Polizisten" it: David Zimmerschied, Alexandra Finder und Chiara Kleemann. © Philip Gröning Filmproduktion

Eine ganz normale Familie? Von wegen. Regisseur Philip Gröning zeigt das Grauen hinter der Fassade. „Die Frau des Polizisten“ it: David Zimmerschied, Alexandra Finder und Chiara Kleemann. © Philip Gröning Filmproduktion

59 Kapitel

Gleich zu Beginn des Abspanns bedankt sich Filmemacher Philip Gröning bei jenen Frauen und Männern, die bereit waren mit ihm im Vorfeld zu seinem verstörenden Familiendrama „Die Frau des Polizisten“ über Gewalt in Beziehungen zu sprechen. Und es ist wahrlich kein Zuckerschlecken, sich den 175 Minuten langen Film anzuschauen.

In 59 Kapiteln zeichnet Gröning das Bild einer Familie, deren Fassade heftig bröckelt. Aber für diesen Blick hinter die heimische Kulisse lässt sich der Film denkbar viel Zeit. Am Anfang stehen idyllische Aufnahmen von Uwe und Christine, wie sie mit ihrer kleinen Tochter im Wald Osternester suchen. Es wird zusammen Mittag gegessen und im Bett gekuschelt. Das erste Mal durchbrochen wird diese Ruhe bei einem gemeinsamen Fernsehabend: Uwe schläft auf dem Sofa ein und Christine geht ins Bett. Als er aufwacht, macht er ihr Vorwürfe deswegen. Man ahnt es bereits, dass das einer seiner harmlosen Ausbrüche ist und plötzlich werden die Spuren des häuslichen Martyrium sichtbar.

Gröning legt es nicht darauf an, das offen zur Schau zu stellen, sondern geht subtil vor. In wunderschönen Großaufnahmen zelebriert der Film die Nähe zwischen Mutter und Tochter, zeigt immer wieder die kleine Klara beim Spielen im Hof oder die Arbeitsroutine von Uwe. Unterbrochen werden die Alltagsszenarien von den immer heftigeren Gewaltübergriffen Uwes – manchmal aus der Perspektive einer Überwachungskamera gefilmt, manchmal als Nahaufnahme der blauen Flecken auf Christines Körper. Gröning kontrastiert diese mit gespenstisch ruhigen Außenaufnahmen der Kleinstadt. Zwischendurch singen seine Protagonisten Kinderlieder und Schlager in die Kamera.

Die Frau des Polizisten“ lässt die lose aneinandergereihten Kapitel in einen seltsam beklemmenden Dialog miteinander treten. Gröning, der Buch, Regie, Produktion, Schnitt und Kamera selbst übernommen hat, wurde dafür in Venedig mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet.

Eileen Reukauf

Die Frau des Polizisten„, Regie: Philip Gröning, Darsteller: Lars Rudolph, Alexandra Finder, Horst Rehberg, David Zimmerschied, Pia Kleemann, Chiara Kleemann, Kathrina Susewind, Kinostart: 20. März 2014

Hier einige Eindrücke vom Film…