„Die Frau in Gold“ von Simon Curtis


Der opulent gestaltete „Die Frau in Gold“ bietet eine Reihe von Stars auf, allen voran Helen MIrren als Maria Altmann und Ryan Reinolds als ihr Anwalt Randy Schoenberg.
Mirren spielt die etwas schrullige, aber durchsetzungsfähige Dame mit viel Witz und spitzen Bemerkungen, die Reynolds pariert, doch meistens über sich ergehen lässt. Schon die Figurenzeichnung hat einen entscheidenen Einfluss auf die polarisierte Wahrnehmung des Films. Während Mirren als charismatische Hauptfigur fungiert, drehen sich die anderen Rollen wie Satelliten um sie. Auf der Seite der Österreicher fällt die teils blasse, teils negative Zeichnung der Charaktere besondere auf. Olivia Silhavy als arrogante Kulturministerin und Justus von Dohnanyi als schleimiger Direktor des Belvederes haben keine Chance, die Sympathie des Zuschauers zu erringen.

Der Film schreibt eine einzige Sichtweise vor. Liebevoll porträtiert er in der aufwendigen Rekonstruktion der historischen Verhältnisse Altmanns Familie und Freunde. Alle Österreicher, außer dem von Daniel Brühl verkörperten, jungen Journalistn, der den beiden Amerikanern hilft, gehören zum feindlichen Lager. Doch auch er trägt sein Kreuz, denn sein Vater war Nazi-Sympathisant. Er scheint förmlich auf die Erlösung zu warten, bis die Altmann in beruhigt und sagt „Sie sind ein guter Mann“.

Die Stärke des Films liegt eindeutig in seiner Ausstattung. Die meisten Innenräume wurden in einem Produktionstudio in London nachgebaut, dazu in Wien vor Ort gedreht. Eindrücklich rückt immer wieder das Gemälde von Klimt ins Bild, wofür es sich eigentlich schon lohnt, den Film zu sehen.

Es wundert nicht, dass „Die Frau in Gold“ eine tendenziöse Auslegung der Geschehnisse wählt. Der Film verschreibt sich dem Ziel, die Gräueltaten des Nazi-Regimes in Österreich anhand der Kunstrestitution anzuprangern, weshalb differenziertere Sichtweisen keinen Platz mehr haben. Seine erstrebte Wirkung entfaltet „Die Frau in Gold„, doch bleibt der Zuschauer unzufrieden zurück. Spätestens am Schluss kommen einem Zweifel an den Motiven Altmanns, die sich zuerst als Idealistin profiliert und das Gemälde anschließend, wenige Monate nach der Restitution, für 125 Millionen Dollar an Ronald Lauder, einen US-amerikanischen Unternehmer, veräußerte, der es seither immerhin öffentlich ausstellen lässt.

Teresa Vena

Die Frau in Gold„, Regie: Simon Curtis, Darsteller: Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Antje Traue, Justus von Dohnanyi, Tom Schilling, Moritz Bleibtreu; Kinostart: 4. Juni 2015

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