„Don Jon“ von Joseph Gordon-Lewitt


Der Don guckt gern Pornos. Foto: Berlinale

Der Don guckt gern Pornos. Fotos: Ascot Elite Filmverleih

Katharsis für den Porno-Junkie

Zu den wirklich guten Tipps für Angestellte in einer Videothek zählt: „Wenn ein Kunde eine Porno-DVD zurückgibt, schau um Himmels Willen GENAU die Disk an, bevor du sie in die Hand nimmst!“ Bekannt ist, dass der Porno mindestens so alt wie der Film selbst ist und dass der Konsum selten passiv verläuft, sondern der Zuschauer zum Mitmachen angehalten wird. In Zeiten, in denen Sex in Pixelform permanent und überall angeboten wird, erscheint das Leihen von Pornos natürlich etwas Old School, aber die Bedenken und Meinungen gegenüber pornografischen Inhalten sind im Groben gleich geblieben: Nur Loser gucken Pornos, Frauen gucken sowieso überhaupt keine Pornos, Pornos erziehen Jugendliche zu verfälschten Sexualerwartungen sowie Pornos können süchtig machen und den Betroffenen deshalb isolieren.

Der letzte Kritikpunkt scheint auf die Hauptfigur Jon in Joseph Gordon-Lewitts „Don Jon“ („Don Jon’s Addiction„), der gestern im Friedrichstadt Palast seine Premiere feierte, immerhin nicht ganz zuzutreffen, denn Jon tackert trotz Pornosucht jedes Wochenende eine neue Frau an sein Bettlaken. Von seinen Kumpels deshalb zum „Don“ ernannt, erfüllt Jon jedes Macho-Halbaffen- Kriterium, angefangen beim Goldkettchen, den Muscle-Shirts, der Gel-Betonfrisur  bis hin zu seiner steilen Bude, seiner dicken Karre und seinen genauso prolligen Freunden. Wenn Jon gerade nicht seine Wohnung auf Hochglanz poliert oder sich im Fitness-Studio aufpumpt, wird vorm Rechner gewichst. Eigentlich findet er sein Leben ganz prima, mal abgesehen von den Frauen, die er regelmäßig abschleppt, die im Bett aber nicht das leisten können, was der Porno ihm gibt.

In den ersten Minuten des Films kommen ein paar Zweifel auf, ob Gordon-Lewitts Ode an den amerikanischen Proleten-Trash wirklich so beabsichtigt ist, aber die verfliegen spätestens, wenn man die Rolle von Scarlett Johansson näher kennenlernt. Als oberflächliche Barbie-Bitch, die auch noch Barbara heißt, erwählt Jon sie alsbald zu seiner Traumfrau – hauptsächlich deshalb, weil er sie fachmännisch als eine zehn einstuft. Potenzielle Sexualpartner einem Nummernranking zu unterziehen, ist kein unbekanntes Diskotheken-Phänomen und so manch einer hat sich schon zu der grenzwertigen Taktik verstiegen, erst einmal mit der vier zu flirten, um bei der acht Aufmerksamkeit zu erheischen.

Trotz Plastik-Look macht Barbara zunächst auf biederes Mädchen und zwingt Jon zu romantischen Kinobesuchen, zu Familienessen und zum Freunde kennenlernen, bevor er ihr an die Wäsche darf. Nachdem Jon schon mehrere Paar Jeans durch Trockenbumsen mit Spermaflecken ruiniert hat, ist es endlich soweit. Aber Barbara entpuppt sich in den Augen von Jon genau wie ihre zahlreichen Vorgängerinnen als 08/15-Frau, weshalb er weiter fleißig, und von nun an heimlich, vorm Laptop hobelt.

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