„American Hustle“ von David O. Russell



Was nun folgt, ist eine mit Retro-Hits unterlegte Meditation über Schein und Sein, Aufrichtigkeit und Betrug und eine amerikanische Betriebsamkeit gegen Ende der Siebziger Jahre, in der sich so ziemlich jeder als käuflich und berechnend vorführen lässt, sofern man es nur richtig anstellt. Selbst FBI-Agent DiMaso, der mit allabendlich aufgerollten Lockenwicklern tagsüber einen natürlichen Afrolook vortäuscht, zieht fortlaufend seinen eigenen Status als rechtsschaffende Figur durch moralisch zweifelhafte Handlungen in den Dreck. DiMaso und Irving verbindet mehr als nur der Hang zum Frisurenfake. Obwohl sie vordergründig auf zwei Seiten eines Systems operieren, teilen sie nicht nur die Liebe zu einer Frau, sondern auch die Liebe zu Geld, Macht und Scheinheiligkeit.

Ein Gefühl, von dem offenbar ein hohes Infektionsrisiko ausgeht. Um ein paar Spitzenpolitiker zu überführen, genügen scheinbar schon ein teures und verwanztes Hotelzimmer, ein vermeintlicher Ölscheich als Lockvogel und ein Aktenkoffer voll Geld, der im entscheidenden Moment diskret herübergeschoben wird. Als irgendwann auch noch die Mafia – verkörpert durch Robert De Niro, wer hätt’s gedacht – ein Stück vom Korruptionskuchen abhaben will, droht das Projekt in eine gefährliche Richtung zu kippen. Damit ist auch der Schritt von der einstigen Skrupellosigkeit zur Läuterung nicht mehr weit, zumindest bei einigen Figuren. Über Leichen gehen macht wenn überhaupt nur im übertragenen Sinne Spaß, nicht im wortwörtlichen. Und die Darstellung dessen ist, wie eingangs angemerkt, offenbar auch nicht das Anliegen des Films.

Alina Impe

American Hustle Regie: David O. Russell, Darsteller: Christian Bale, Amy Adams, Bradley Cooper, Jeremy Renner, Jennifer Lawrence, Robert De Niro, DVD-Release am 17. Juli 2014

 

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