„Tower. A Bright Day.“ (OT: „Wieża. Jasny dzień.“) von Jagoda Szelc



So mystisch wie das klingt, so unheimlich ist es auch. Immer wieder gibt es Zwischensequenzen – unabhängig von der Geschichte – die Kaja von hinten zeigen, die Umgebungsgeräusche bis ins Unerträgliche gesteigert. Es wird hier bewusst mit dem Genre des (Psycho-) Thrillers gespielt. Die Kameraführung, die oft sehr nah bei den Figuren und insbesondere bei Mula ist, trägt ebenfalls dazu bei. Aber ist Kaja wirklich der Störfaktor? Für ihre Schwester, die wie ein Wachturm alles zu überblicken und zu kontrollieren versucht, zweifelsohne. Aber die Büchse der Pandora enthält bekanntlich nicht nur Übles, sondern auch die Hoffnung. Vielleicht ist Kaja einfach nur ein Symbol dafür, dass nicht alles perfekt sein kann. Veränderungen geschehen – ob wir wollen oder nicht.

So wie die Landstraße am Anfang die Kornfelder teilt, spaltet Kaja die Welt. Etwas bricht auseinander, es findet ein Schnitt statt. Den Turm gibt es nicht mehr, nur noch den hellen Tag. Eine Schlange schlängelt sich am ersten Tag der neuen Zeit gemächlich über den Boden. Ob wirklich eine biblische Konnotation dahintersteckt? Es bleibt offen. Wie das Ende. Wie der ganze Film. Bewusst. Wir sollen aufgewühlt sein, mit Emotionen und Fragen aus dem Kino gehen, nicht mit einer fertigen Story.

Elisabeth Müller

Tower. A Bright Day.“ (OT: „Wieża. Jasny dzień.“), Regie: Jagoda Szelc; DarstellerInnen: Anna Krotoska, Małgorzata Szczerbowska, Rafał Cieluch, Rafał Kwietniewski, Dorota Łukasiewicz-Kwietniewska, Laila Hennessy

(Dieser Beitrag entstand im Rahmen des 5. deutsch-polnischen Programms für junge Filmkritiker/innen und -journalist/innen der 13. Ausgabe von filmPOLSKA)

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