Filmtipp: „Barney’s Version“
Ein Antiheld
Richard J. Lewis lässt den Antihelden Barney auf seine Umwelt los. Einen Zyniker und Trinker, der kaum einen Fettnapf auslässt. Als wäre Barney Panofskys (Paul Giamatti) Leben nicht schon trist genug: Detective O’Hearne bezichtigt den Fernsehproduzenten in seinem Buch als Mörder seines besten Freundes Boogie – dabei gilt der doch seit Ewigkeiten als verschwunden. Das lässt Panofsky nicht auf sich sitzen und erzählt Barney’s Version der Geschichte. Seine Geschichte – und das in drei Akten, für die seine drei Ehen stehen. Barney ein glückliches Händchen mit den Damen zu unterstellen, wäre übertrieben, verbrachte er doch nur mit Miriam (Rosamund Pike), in die er sich auf der Hochzeit mit seiner zweiten Frau (Minnie Driver) Hals über Kopf verliebt, schöne Jahre. Nur sie konnte den Zigarren rauchenden, Schnapps trinkenen Fiesling ertragen, doch seit der Trennung von ihr leidet er mehr, als er lebt.
US-Serienspezialist (CSI) Richard J. Lewis erschafft in den ersten beiden Dritteln seiner Tragödie, mit dem von Paul Giamatti wunderbar gemein gespielten Barney Panofskys, einen der prägenden Antihelden der letzten Jahre. Das Spiel des kettenrauchenden Zynikers, dem Lewis mit Dustin Hoffman in der Rolle des Alt-Cops Panofsky einen ebenso großartigen Sidekick zur Seite stellt, bleibt haften. Schade ist, dass Lewis den eingeschlagenen Weg nicht zu Ende geht und stattdessen mit der melodramatischen Keule auf die Tränendrüse drückt, um „Barney’s Version“ mit hollywoodesquer Moral und Pathos zum Kippen zu bringen.
Denis Demmerle
„Barney’s Version“, Kinostart: 14. Juli; Regie: Richard J. Lewis, Hauptdarsteller: Paul Giamatti, Rosamund Pike, Minnie Driver, Dustin Hoffman, Scott Speedman