„Elle“ von Paul Verhoeven
Faszination der Gewalt
Der niederländische Regisseur Paul Verhoeven, der seit Ende der 1980er Jahre in Hollywood einen fantastisch-skurrilen Film nach dem anderen produziert, präsentiert mit der Verfilmung des französischsprachigen Romas „Oh…“ von Philippe Dijan seinen ersten Film mit französischen Schauspielern, der in Frankreich spielt. Auch in „Elle“ beschäftigt er sich mit unkonventionellen Formen der Liebe und Sexualität.
Michèle (Isabelle Huppert) entwickelt mit einer Freundin zusammen seit Jahren erfolgreich brutale Videospiele. Sie lebt in einem großen Haus in Paris alleine mit einem Kater. An einem Nachmittag wird sie von einem maskierten Mann überwältigt und vergewaltigt. Michèle will sich auf keinen Fall in eine Opferrolle zwängen lassen, weswegen sie mit ihrem üblichen Zynismus ihrem Alltag wie gewohnt nachgeht. Doch für den Angreifer ist die Sache noch nicht erledigt und so wird Michèle immer wieder mit dem Ereignis konfrontiert. Gleichzeitig holt sie ihre Vergangenheit wieder ein, in der ihr Vater nach einem Amoklauf, dem über zwanzig Personen zum Opfer fielen, die Hauptrolle spielt.
Michèle hat in den Jahren eine Mauer um sich gebaut, die keine enge zwischenmenschliche Bindung zulässt. Ihren Ex-Ehemann liebt sie immer noch und ist auf seine neue Beziehung eifersüchtig, aber das Zusammenleben funktioniert nicht. Mit dem Mann ihrer Freundin hat sie eine Affäre, aber eigentlich kann sie ihn nicht ausstehen. Selbst ihr Kater bleibt ihr fremd. Nur vom neuen Nachbar fühlt sie sich angezogen – und offenbar auch er sich von ihr.