„Elle“ von Paul Verhoeven



Verhoeven mischt Spannung und Gewalt in einem kurzweiligen, dynamisch geschnittenen Thriller. Die Besetzung der Hauptrolle mit Isabelle Huppert scheint ideal. Die Schauspielerin beweist Mut, sich in eine anspruchsvolle Rolle hineinzuversetzen, die sie auch besonders angreifbar macht. Sie erfüllt ihren Part meisterhaft. Hupperts Stärke liegt auf jeden Fall darin, dass sie sich gerne auf Experimente einlässt und im Wortsinn sich nicht vor einem ausgeprägten Körpereinsatz scheut. Eine ähnliche Rolle wie in „Elle“ hatte sie zuletzt im Film „Tip Top“ (2013) von Serge Bozon, in dem sie eine Polizistin mit einer absonderlichen sexuellen Neigung spielte.

Elle“ hinterlässt beim Zuschauer ein gemischtes Gefühl aus Faszination und Abscheu. Man fühlt sich immer wieder als Voyeur in einem perversen Spiel, ist sich nicht sicher seiner eigenen Haltung. Das scheint auch der Absicht des Regisseurs zu entsprechen, der trotz der teils explizit kruden Gewaltszenen immer eine gewisse Distanz zu seinen Figuren behält. Diese werden auch kaum charakterisiert. Es geht darum, eine Geschichte zu erzählen, ohne daraus eine moralische oder allgemeingültige Schlussfolgerung zu ziehen.

Mit „Elle“ kommt ein vielschichtiger Film aus dem französischen Sprachraum in die Säle, der sich durch eine anspruchsvollere Form und einem tiefergehenderen Inhalt auszeichnet. Er übersteigt die bisher üblich gewordene klare und eher einfache Kategorisierung der französischen Produktionen, in denen Liebeskomödien oder -dramen nach einem festen Muster ablaufen. Verhoeven knüpft in gewisser Weise an manche Filme von Claude Chabrol an.

Teresa Vena

Elle„, Regie: Paul Verhoeven, Darsteller: Isabelle Huppert, Laurent Lafitte, Anne Consigny, Virginie Efira, Judith Magre, Christian Berkel, Charles Berling, Jonas Bloquet, Kinostart: 16. Februar 2017

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