„Hunt for the Wilderpeople“ von Taika Waititi


Das ungleiche Paar des aufmüpfigen, doch aufgeweckten und liebenswürdigen Heranwachsenden und des desillusionierten, in sich gekehrten und auf den ersten Blick abweisenden mittelalten Mannes, sorgt für viele Reibungspunkte. Das Motiv, das in der Tradition der komischen Dramaturgie bevorzugt verwendet wird, zahlreiche solcher Paare sind in der Filmgeschichte vertreten (von Laurel & Hardy bis „Ruby und Quentin„, 2003). Der eine redet wie ein Wasserfall, der andere kaum, der eine stellt sich ungeschickt an, dem anderen gelingt alles. Nach diesem Muster funktioniert auch das Zusammenspiel der beiden Protagonisten. Anfänglich können sich kaum ausstehen, doch nach und nach beginnen sie sich zu mögen, bis sie sich nicht mehr trennen möchten. Anhand dieser an sich einfachen Grundstruktur entwickelt Waititi eine eigenständige Komödie mit einem mitreißenden Rhythmus und einer überzeugenden Stringenz.

Der neuseeländische Regisseur, der für seinen trockenen Witz bekannt ist, den er in Filmen wie „Eagle vs. Shark„, „Boy“ oder „5 Zimmer, Küche, Sarg“ unter Beweis gestellt hat, verfilmt mit „Hunt for the Wilderpeople“ einen Roman des in Neuseeland sehr geschätzten Autors Barry Crumb. Den Film gliedert Waititi, vielleicht als Hommage an seine Vorlage, ebenfalls nach Kapiteln, die vielfach banale, märchenhaft-ironische Titel tragen. Das spezifisch Neuseeländische spiegelt sich in den kunstvoll in Szene gesetzten Landschaften, die durch die Untermalung mit sakraler Chormusik zusätzlich an Erhabenheit gewinnen, und auf charmante Art in der ganz eigenen Färbung des ursprünglichen britischen Englisch.

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Abgesehen von den beiden Hauptdarstellern, die sich von den gängigen Helden- oder Antiheldenfiguren des aktuellen Kinos unterscheiden, zeichnet Waititi auch in den Nebenrollen tiefgründige, einzigartig-authentische Charaktere, die sich bis zuletzt treu bleiben und unvergesslich scheinen. Dazu gehören beispielsweise der örtliche, etwas beschränkte Polizist, die Jugendamtsfrau, die sich in einem US-amerikanischen Actionfilm glaubt, der verpeilte Familienvater, dem die Anzahl seiner „Gefällt mir“-Klicks auf Facebook am wichtigsten ist oder der höchst sonderbare Priester, den Waititi selbst spielt. „Hunt for the Wilderpeople“ funktioniert sowohl als abenteuerliches Roadmovie als auch als liebevolle Gesellschafts- und Mediensatire. Der Film plädiert für Toleranz für alternative Lebensentwürfe und relativiert die Vorstellung der traditionellen Familienkonstellation.

Teresa Vena

Hunt for the Wilderpeople„, Regie: Taika Waititi, Darsteller: Sam Neill, Julian Dennison, Rhys Darby, Rima Te Wiata, Rachel House, Oscar Kightley, Tioreore Ngatai-Melbourne, Troy Kingi, Mike Minogue, Taika Waititi

Termin beim Down Under Berlin:
Sonntag, den 18. September 2016 um 20:15 Uhr und 22:30 Uhr im Kino Moviemento

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