International Film Festival Rotterdam 2021: PEBBLES von P. S. Vinothraj – Tiger Award


Eingebettet in eine atemberaubende Landschaft, die durchaus eine dritte Hauptrolle im Film annimmt, bringt PEBBLES dem Zuschauer zwei außergewöhnliche Figuren nahe. So laut und ungehalten der Vater auftritt, so ruhig zeigt sich der Sohn. Die Dialoge sind auf ein Minimum reduziert, alles zeigt sich in der Mimik der Darsteller. Während der Darsteller des Vaters, Karuththadalyaan, ein echter Schauspieler vom Theater ist, hat der Regisseur den Jungen, so wie alle anderen Nebenfiguren mit Laien besetzt. Der Junge hat ein sehr expressives Gesicht und es erstaunt nicht, wenn der Regisseur erklärt, dass dieser aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammt, die die im Film gezeigten noch übertrifft.

Auch wenn der Schauplatz ein Dorf ist, das offensichtlich von Armut gezeichnet ist, stellt der Film seine Einwohner in keiner Weise aus. Sie behalten ihre Würde und schaffen es, trotz der Härte ihres Alltags ein Gefühl der Leichtigkeit zu vermitteln. Dafür sind vor allem die Frauen zuständig: Die Ehefrau des Schwagers mischt sich in den Streit der beiden Männer ein und ist eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die ihrer Schwägerin geschenkt wird. Zwei Frauen aus dem Dorf hört man auf dem Weg zum Markt beim Reden zu. Als sie den Vater erblicken senken sie die Stimme und schleichen sich an ihm vorbei. Schließlich tritt noch eine Gruppe von Frauen auf, die am Ende des Films bei der einzigen Wasserquelle des Ortes darauf warten, dass sie ihre Gefässe füllen können. Es ist ihre etwas resignierte, aber dennoch konzentrierte Haltung, die die Kamera in ihrem allerletzten Bild aufnimmt.

Der Regisseur schließt seinen Film mit einem Bild der Ruhe ab, das sowohl von trockenem Humor zeugt als auch eine kleine, aber schmerzhafte Erinnerung dafür ist, was der Mensch für Verbrechen an die Natur verübt. Dieser Spagat zwischen Ernst und Humor gelingt in PEBBLES hervorragend. Nicht immer braucht es dafür gesprochenen Dialog, meistens ergeben sich die lustigen Szenen aus den abweisenden Gesten des Vaters. Die Stärke des Films liegt in der Fähigkeit mit reduzierten Mitteln auf der einen Seite eine emotional berührende Geschichte zu erzählen und auf der anderen Seite dafür eine formal-eigenständige Sprache zu nutzen.

Die Kamera ist meist eine ruhige, die nach dem Prinzip mit einer Einstellung eine Szene abzubilden funktioniert. Das weitgehend statische Bild kontrastiert mit dem Gemütszustand der Hauptfigur, der konstant aufgewühlt ist.

Teresa Vena

PEBBLES, Regie: P. S. Vinothraj, Darsteller: Karuththadalyaan, Chellapandi

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