„Jenseits der Hügel“ von Cristian Mungiu


Christian Mungius Drama "Jenseits der Hügel" beruht auf einem wahren Fall. Im Bild die Hauptdarstellerinnen Cosmina Stratan und Cristina Flutur. (c) Peripher Film

Christian Mungius Drama "Jenseits der Hügel" beruht auf einem wahren Fall. Im Bild die Hauptdarstellerinnen Cosmina Stratan und Cristina Flutur. (c) Peripher Film

Im Namen des Glaubens

„“Jenseits der Hügel“ ist für mich ein Film über die Liebe und den freien Willen; hauptsächlich über die Art und Weise, wie Liebe die Konzepte von Gut und Böse einander annähern kann.“, sagt Regisseur Cristian Mungiu über sein Werk. „Die meisten Irrtümer dieser Welt sind im Namen des Glaubens begangen worden und aus der absoluten überzeugung heraus, dass sie einer guten Sache dienen.“ 2007 erhielt er für sein Abtreibungsdrama „4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“ als erster rumänischer Regisseur die Goldene Palme von Cannes, wo er auch mit „Jenseits der Hügel“ überzeugte.

„Das gehört sich nicht!“, immer wieder weist die junge Nonne Voichita ihre Freundin Alina im Kloster zurecht. Die ist nach Rumänien zurückgekehrt, um ihre beste Freundin dort wegzuholen. Die beiden Mädchen sind in einem Waisenhaus aufgewachsen. Während Alina ihr Glück in der Ferne, in Deutschland, sucht, hat sich Voichita in die Einöde einer orthodoxen Klostergemeinschaft zurückgezogen.

Der rumänische Regisseur Cristian Mungiu („4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage„) erzählt in seinem Film „Jenseits der Hügel„, der 2012 in Cannes mit dem Drehbuch- als auch dem Darstellerinnenpreis ausgezeichnet wurde, von einer ungewöhnlichen Frauenfreundschaft. Die erschütternde Geschichte eines Mädchens, das eine Freundin in einem kleinen abgelegenen Kloster in Moldawien besucht und dort einige Wochen später nach der Abhaltung eines „Exorzismus“ stirbt, beruht auf einer wahren Begebenheit.

Mungius selbsterklärte Absicht aber war es, sich so weit wie möglich vom realen Vorfall weg zu bewegen. In seinem zweieinhalb Stunden langem Werk konzentriert sich Mungiu weniger nur auf den Hauptkonflikt zwischen der Fremden und den strengen Glaubensstrukturen der orthodoxen Kirche. Mit Letzterer geht er zweifelsohne hart ins Gericht. Es ist die junge Voichita, die stets im Fokus der klaren, ungeschönten Bildarrangements steht und sich dennoch so passiv durchs Geschehen bewegt, dass sie allerhand Fragen beim Zuschauer aufwirft.

Und doch gelingt es Mungiu, dem Zuschauer zu keiner Zeit eine Meinung zu diktieren. Ähnlich wie in seinem Vorgängerfilm, dem Abtreibungsdrama „4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage„.

Eileen Reukauf
Die Kritik erschien bereits beim Stadtmagazin Kreuzer.

Jenseits der Hügel„, Regie: Cristian Mungiu, Hauptdarsteller: Cosmina Stratan, Cristina Flutur, Valeriu Andriuta, Dana Tapalaga, Catalina Harabagiu, Kinostart: 14. November 2013