„Jojo Rabbit“ von Taika Waititi


Taika Waititi führt sein Publikum in „Jojo Rabbit“ gekonnt klar und mutig durch dieses knallbunte satirische Drama. Im ersten drittel wähnt man sich in einer Teenie-Ferienlager-Komödie à la Hollywood. Die Großen ärgern den kleinen Außenseiter, der dann über sich hinaus wächst und allen zeigt, was in ihm steckt. Doch in diesem „Ferienlager“ wird den Kindern erklärt wie monströs Juden sind und wie man eine Handgranate wirft.
Später wird die Stimmung trüber, die Lage ernster, ohne an Witz zu verlieren. Das Lachen bleibt einem im Halse stecken. Obwohl der Humor den Zuschauer über die Tragik der Umstände hinweg trägt, trifft diese durch ihn nur umso tiefer.
Waititis müheloses Spiel zwischen beschwingter Leichtigkeit, Drama und Wärme erinnert an Roberto Benignis „Das Leben ist schön„. In „Jojo Rabbit“ ist der Protagonist ein glühender Anhänger der Naziideologie, dem man dies verzeiht, weil er noch ein kleiner Junge ist. Ein diffiziler Balanceakt, der bravourös gelingt. Der Kniff mit dem imaginären Freund hilft dem Zuschauer die Zerrissenheit und die Naivität des Jungen zu begreifen.

Jojo Rabbit“ fordert den Zuschauer auf liebevolle, witzig berührende Art heraus sich mit Menschen auseinander zu setzten, die einer Ideologie gefolgt sind, welche aus heutiger Sicht verwerflich ist. Das ist ein erfrischend mutiger Versuch und ein ungewöhnlicher und dadurch umso wichtigerer Blickwinkel auf eine Zeit, über die wir glauben, schon alles zu wissen.

Janine Seiler

Jojo Rabbit„, Regie: Taika Waititi, DarstellerInnen: Roman Griffin Davis, Scarlett Johansson, Taika Waititi, Sam Rockwell, Thomasin McKanzie; Kinostart: 23. Januar 2020

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