„Langes Echo“ von Veronika Glasunowa und Lukasz Lakomy



Langes Echo“ ist eine gemeinsame Arbeit der Regisseure Veronika Glasunowa und Lukasz Lakomy, die beide Dokumentarfilmregie in St. Petersburg studierten. Ihr erster Langfilm fokussiert sich nicht auf das Kriegsgeschehen im Osten der Ukraine, sondern bildet die feinen Veränderungen abseits der umkämpften Gebiete ab. Die aufkommende Angst. Die Erinnerungen an frühere Besatzungen und ihre Opfer. Die nostalgische Verklärung der Sowjetunion. Das Verdrängen und der beständige Alltag.

Entscheidend für die Wirkung des Films ist die zurückhaltende Kameraarbeit von Caroline Guimbal: Lange, statische Einstellungen, die nicht von den Protagonistinnen abweichen, bis sich in ihren Gesichtern Emotionen entwickeln; bewusst reduzierte Kamerabewegungen. Die entstehenden Bilder wirken dabei nie voyeuristisch, sondern eher distanziert.

Erst durch die vielen Kontraste, mit denen „Langes Echo“ arbeitet, kommentieren und werten die Regisseure Veronika Glasunowa und Lukasz Lakomy das Gezeigte. Immer wieder stellen sie das Absurde dem Alltäglichen, Tristen und Banalen gegenüber. Graue Straßenzüge, Kraftwerke und Bergbauminen auf der einen Seite, ein Mädchen beim Versuch zu fliegen und der verzweifelte Wunsch eines Zoodirektors Geckos für sein Terrarium zu erwerben auf der anderen.

Dabei ist der große Gewinn des Films seine Undurchsichtigkeit. Viele Szenen werden nicht eingeordnet, die Umstände der gezeigten Bilder sind unklar und die Protagonistinnen namenlos. Die Beziehungen unter ihnen werden selten beleuchtet. Die meisten tauchen nur ein oder zweimal auf, bevor sie wieder verschwinden. Auf diese Weise entsteht ein multiperspektivisches Portrait der Stadt Dobropillja, das zu gleichen Teilen hoffnungsvoll und fatalistisch wirkt.

Emily Grunert

Langes Echo„, Regie: Veronika Glasunowa und Lukasz Lakomy, Kinostart: 10. Mai 2018

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