„Like Someone In Love“ von Abbas Kiarostami
Schemenhaft
Vergeblich sucht man in der überfüllten Bar die junge Frau, die im Off ihrem Freund Rechenschaft ablegt. Es vergeht eine ganze Weile, bis der iranische Filmemacher Abbas Kiarostami („Copie Conforme„) seine Hauptfigur auch für den Zuschauer erkenntlich macht. Die junge Studentin Akiko versucht am Telefon ihren misstrauischen Freund davon zu überzeugen, dass sie nur mit einer Bekannten zusammensitzt.
Das stimmt natürlich nicht, Akiko verdient sich ihren Lebensunterhalt als Callgirl. Ihr Chef möchte, dass sie an diesem Abend noch einen wichtigen Neukunden bedient. Der wesentlich ältere ehemalige Soziologieprofessor Takashi ist unsicher, was die Ankunft Akikos in seiner Wohnung anbelangt und umso erleichterter, als die junge Frau sofort erschöpft einschläft. Aus dem unsicheren Aufeinandertreffen zwischen den beiden erwächst schon bald ein fürsorgliches Verhältnis.
Äußerst schemenhaft skizziert Kiarostami seine Figuren, die durch das Großstadt-Setting irren. Auf der Suche nach Geborgenheit, Halt und einer Zukunft und sich in zaghaften Gesprächen über Liebe und die (Un-)Möglichkeiten zu kommunizieren austauschen.
Manchmal verharrt die Kamera minutenlang in einer Position, während die Figuren aus dem Bildausschnitt verschwinden und wir, wie in der Eingangsszene von „Like Someone In Love„, ihren weiteren Schilderungen nur noch aus dem Off lauschen. Manchmal tun sie es der Kamera gleich und verweilen ebenso starr an Ort und Stelle.
In einer Szene fährt Akiko mit dem Taxi durchs nächtliche Tokio zu Takashis Haus. Sie schweigt, minutenlang, und hört sich immer wieder eine Mailboxnachricht ihrer Großmutter an. Das erzeugt einerseits einen traurigschönen Sog, der hilft, eine wenn auch nur brüchige Beziehung zu der jungen Frau aufzubauen. Denn: Eine Vorgeschichte verweigert der Film. Andererseits entsteht so der ganz eigentümliche, entschleunigte Erzählrhythmus, der typisch für die Filme des Iraners ist.
Eileen Reukauf
„Like Someone In Love„, Regie: Abbas Kiarostami, Darsteller: Rin Takanashi, Tadashi Okuno, Ryo Kase, Kinostart: 27. Februar 2014